Nach NHL-Aus: Der Churer Nino Niederreiter spielt nach turbulenter Saison an der WM
Nino Niederreiter ist einer von vier Feldspielern, die sowohl 2013 als 2018 mit der Schweiz WM-Silber gewonnen haben. Der 30-jährige Churer blickt auf eine turbulente Saison zurück.
Nino Niederreiter ist einer von vier Feldspielern, die sowohl 2013 als 2018 mit der Schweiz WM-Silber gewonnen haben. Der 30-jährige Churer blickt auf eine turbulente Saison zurück.
Der 25. Februar 2023 war ein einschneidendes Datum für Niederreiter. An diesem Tag wurde ihm mitgeteilt, dass ihn die Nashville Predators trotz 18 Toren in 56 Spielen zu den Winnipeg Jets getradet haben – für gerade mal einen Zweitrunden-Pick für den NHL-Draft 2024. Zwar kannte der Powerstürmer dieses Szenario schon, diesmal war es für ihn allerdings umso emotionaler, als er in Nashville mit seinem guten Freund Roman Josi vereint war.
«Ich habe es, ehrlich gesagt, nicht kommen sehen», erzählt Niederreiter im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Es ist schwierig zu erklären, was für Emotionen in einem solchen Moment durchlebt werden. Es gehen einem so viele Dinge durch den Kopf.» Das Argument vieler, dass ein NHL-Spieler dafür fürstlich entlöhnt werde, lässt Niederreiter nicht gelten. Vielmehr sagt er, dass man wie ein Stück Fleisch behandelt werde.
Positiv überrascht
Winnipeg ist in Spielerkreisen alles andere als eine Traumdestination, gerade auch, weil es dort im Winter bitterkalt ist. Die Kälte empfand Niederreiter allerdings nicht als schlimm, er war sich von Minnesota schon einiges gewohnt. Überhaupt war er von der Hauptstadt der kanadischen Provinz Manitoba positiv überrascht.
«Es hat viele gute Restaurants und die Leute sind extrem freundlich», so Niederreiter. Die Organisation geniesse einen hohen Stellenwert. «Die Fanbasis ist gigantisch. Was die Liebe zum Eishockey betrifft, ist es mit Montreal vergleichbar.» Mit der Zeit wurde Niederreiter immer mehr erkannt und angesprochen respektive in Restaurants eingeladen.
Der Stolz überwiegt
Winnipeg erreichte im Gegensatz zu Nashville die Playoffs, schied allerdings in der ersten Runde mit 1:4 Siegen gegen die Vegas Golden Knights aus, wobei Niederreiter ein Tor und drei Assists erzielte. Insgesamt verbuchte er in 83 Saisonspielen 25 Treffer und 20 Assists. Diese Ausbeute stellte ihn «sehr zufrieden», umso mehr, als keines der Tore ein «Empty Netter» war.
Und es darf nicht vergessen werden, dass sich Niederreiter schon in Nashville an ein neues Team gewöhnen musste. Bei Winnipeg war er mal linker, mal rechter Flügel, wechselte ihn der Trainer viel mehr hin und her, als er sich das gewohnt war. «Von daher bin ich eher stolz auf mich, wenn ich die gesamte Saison anschaue», sagt Niederreiter. Ausserdem fand er es schön zu spüren, dass in Kanada das Körperspiel mehr wertgeschätzt wird.
Energietanken in Mailand
Am vorletzten Montag kehrte Niederreiter in die Schweiz zurück. Dennoch war es für ihn kein Thema, schon für das Turnier der Euro Hockey Tour in Göteborg und Brünn zum Nationalteam zu stossen. «Es wäre ein zu grosser Stress gewesen, gegen Ende lief ich auf Reserve», sagt Niederreiter. Zudem falle man nach dem Ausscheiden immer kurz in Loch.
Deshalb wollte er lieber durchschnaufen und Energie tanken. So verbrachte er das vergangene Wochenende zusammen mit seiner Freundin, der Tochter des früheren Handballers Noldi Schuler, in Mailand, wo die beiden in einem Wellness-Hotel mitten in der Stadt übernachteten. Zuvor war er am Freitag in Chur kurz aufs Eis gegangen, das tat er auch zu Beginn der Woche.
Siebente WM-Teilnahme
Niederreiter besitzt in Chur mittlerweile ein eigenes Haus mit einem Kraftraum. Sein Athletiktrainer ist der aus dem Skizirkus bekannte Michael Bont. Die beiden lernten sich 2014 an den Olympischen Winterspielen in Sotschi im Swiss House kennen und sind mittlerweile ein eingespieltes Team.
Vorerst aber gilt Niederreiters ganze Aufmerksamkeit dem Nationalteam. Er wird in Riga und Tampere seine siebente Weltmeisterschaft bestreiten, seine erste seit 2019. Sein Debüt gab er 2010 im Alter von 17 Jahren. Er freut sich darauf, neue Spieler kennenzulernen, denn viele aus der Mannschaft kennt er nicht. Auch fühlt er sich bereit, nochmals alles aus seinem Körper herauszupressen. Sein Motto lautet, die Zeit zu geniessen und die Herausforderung anzunehmen. «Es kommt schon gut», gibt sich Niederreiter optimistisch. Eine dritte WM-Medaille wäre für ihn ein perfektes Ende einer schwierigen Saison.