Raphael Wicky über sein Innenleben und besonderen Zusammenhalt
Nach dem verwerteten Meister-Matchball am Sonntag gegen Luzern (5:1) ordnet YB-Trainer Raphael Wicky den Erfolg ein. Nebst Stolz und Freude verspürt der Walliser auch Erleichterung.
Nach dem verwerteten Meister-Matchball am Sonntag gegen Luzern (5:1) ordnet YB-Trainer Raphael Wicky den Erfolg ein. Nebst Stolz und Freude verspürt der Walliser auch Erleichterung.
Als Spieler war Raphael Wicky 1997 mit dem FC Sion Meister, dazu feierte er mit seinem Heimatklub und mit Werder Bremen insgesamt vier Cupsiege. Nun gewann der 46-Jährige mit den Young Boys auch seine erste Trophäe als Trainer. Gedanken ans mögliche Double schiebt er vorerst beiseite.
Raphael Wicky, welche Bedeutung hat dieser Meistertitel mit YB für Sie?
«Ich bin vor allem stolz auf die Arbeit, die ich zusammen mit dem Staff, dem Verein und dem Team leiste. Zu sehen, wie sich diese Mannschaft entwickelt hat und wie sie einen unglaublichen Zusammenhalt an den Tag legt, ist einfach schön. Für mich selbst ist es der erste Titel als Trainer, und das geniesse ich jetzt – mit meiner Familie, den Eltern, den Schwiegereltern aus den USA und den Fans. Sie alle sind für diesen Moment nach Bern gekommen.»
Auf dem Papier ist es ein hochüberlegener Meistertitel des finanzstärksten Klubs, der nach der sechstletzten Runde bereits feststeht. Der Blick auf die missratene letzte Saison mit der Entlassung von David Wagner nach wenigen Monaten und dem 3. Schlussrang zeigt aber, dass der Titel kein Selbstläufer ist. Was sind für Sie die zentralen Elemente, die hinter dieser positiven Entwicklung stecken?
«Man darf es auf keinen Fall als selbstverständlich nehmen, dass man fünf Spiele vor Schluss Meister ist und den zweitplatzierten 5:1 schlägt. Wir spielten eine fantastische Saison und waren eine Mannschaft mit grossartigem Zusammenhalt und einer guten Entwicklung. Der Klub hat im Sommer die richtigen Schlüsse gezogen und an den richtigen Schrauben gedreht.»
Den Titel im Wankdorf zu feiern, ist das genau das, was Sie sich gewünscht haben?
«Es ist vor allem so, wie sich das die Fans gewünscht haben. Ich als Trainer wäre lieber schon am Dienstag im Letzigrund Meister geworden, denn es kostet immer Nerven und man schläft weniger gut, wenn man verliert. Aber jetzt kann ich sagen: Es hätte nicht schöner sein können. Hier in Bern vor heimischem Publikum und den fantastischen Fans im ausverkauften Stadion Meister zu werden, ist ein unglaubliches Gefühl. Wir haben einen Zuschauerschnitt von über 28’000, dass wir die Fans und uns selbst mit dem Meistertitel belohnen können, freut mich deshalb besonders. Jetzt ist der Moment da, um das zu geniessen. Wenn nicht jetzt, wann dann?»
Welche Gefühle überwiegen?
«Ich verspüre vor allem Freude und Stolz. Eine gewisse Erleichterung ist aber auch da. Kurz vor dem Ziel ist die Anspannung immer etwas grösser als normalerweise, auch bei mir. Ich würde lügen, wenn ich sagte, ich sei immer cool wie ein Eisblock. Ich war schon ein wenig nervös, darf das aber auch sein, wie ich finde. Schliesslich zeigt das, wie wichtig einem etwas ist.»
Am 4. Juni kann YB im Cupfinal gegen Lugano das Double perfekt machen. Bis dahin dauert es mehr als einen Monat. Was ist die Devise, um Anfang Juni bereit zu sein?
«In den nächsten zwei, drei Tagen will ich mir nicht zu viele Gedanken darüber machen. Zuerst einmal geniessen wir den Moment. Aber nachher ist klar, dass wir auf das Wochenende hin wieder bereit sein sollen. Auch aus Respekt gegenüber den anderen Mannschaften wollen wir die Spiele in der Super League ernst nehmen. Dazu gilt es, sich seriös auf den Cupfinal vorzubereiten.»