Talent, Herz und Eier
Was haben Eier mit dem ersten Meistertitel von Genève-Servette zu tun? Stimmen zur Finalissima.
Was haben Eier mit dem ersten Meistertitel von Genève-Servette zu tun? Stimmen zur Finalissima.
Als vor einem Jahr der EV Zug und die ZSC Lions den Final bestritten, fing Servette mit dem Sommertraining an. Das hat den Genfer Playoff-Topskorer Tanner Richard damals extrem frustriert. «Wir sagten uns: Jungs, nächstes Jahr sind wir dran, können andere Teams uns zuschauen. Man soll nie Angst haben, über seine Ziele und Träume zu sprechen. Jeder kann seinen Traum verwirklichen, heute ist meiner wahr geworden. Es ist schöner, als ich es mir je hätte vorstellen können.»
Was ist für ihn der Hauptgrund, dass der Traum in Erfüllung ging? «Wir haben so viel Talent in unserem Kader, aber wir verfügen über noch mehr Herz und Eier, wir haben alles. Das weiss nun jeder in der Schweiz. Nach der Regular Season steigerten wir uns nochmals, darum stehen wir nun mit Gold da, denn Biel ist ebenfalls eine verdammt gute Mannschaft.»
Alles perfekt aufgegangen
Der Druck von aussen interessierte Richard nicht. «Viele sagten, wir würden es nicht schaffen, weil wir Welsche und zu weich seien. Wir wussten jedoch genau, was wir können.» Der über die Jahre aufgebaute Kern sei immer wieder mit wichtigen Puzzleteilen ergänzt worden. Nun sei alles perfekt aufgegangen.
Roger Karrer, der schon 2018 mit den ZSC Lions den Meistertitel geholt hatte, spürte dagegen den Druck, schliesslich sehnten sich die Genfer Fans nach dem ersten Meistertitel. «Wir hatten heute sehr viel Druck, umso grösser ist die Erleichterung», sagte der Verteidiger und fuhr fort: «Wir sind auch neben dem Eishockey sehr gut Freunde, unternahmen viele verschiedene Sachen miteinander. Auf dem Eis ging jeder für den anderen, deshalb war es schwierig, gegen uns zu gewinnen.»
Fairer Verlierer
Trotz der Niederlage sehr gefasst gab sich der Bieler Etienne Froidevaux. «Auch wenn es bitter ist, können wir schon jetzt stolz sein. Wir hatten es nicht immer leicht, mussten als Team schwierige Situationen überwinden, was wir immer mit sehr viel Charakter taten.» Der 34-jährige Center gab sich als fairer Verlierer. «Sie haben den Sieg nicht gestohlen, waren erwachsener in dem Sinn, dass sie weniger Fehler machten.» Jedoch seien sie ein Team, welches das Spiel machen wolle, dann gebe es halt ab und zu einen Fehler. Und bekanntlich lernt man aus solchen ja am meisten.
Das Team bleibt nächste Saison weitgehend zusammen, jedoch stellt sich die Frage, wie es mit dem erneut an Krebs erkrankten Headcoach Antti Törmänen weitergeht, ob er wieder an die Bande zurückkehren kann. So oder so dürfte der erste Titel der Seeländer seit 1983 nur eine Frage der Zeit sein.
Apropos Zeit. Für die Froidevaux ist die Zeit als Profi am Donnerstag zu Ende gegangen. «Das Eishockey hat mir so viel gegeben, ich lernte viele gute Leute kennen, die sehr wichtig sind in meinem jetzigen Leben.» Dennoch freut er sich sehr auf alles, was nun kommt.