Für Servettes Goalie Mayer ist «jeder Einzelne im Team ein Leader»
Robert Mayer hat grossen Anteil am ersten Meistertitel von Genève-Servette. Die Geschichte des Goalies ist speziell.
Robert Mayer hat grossen Anteil am ersten Meistertitel von Genève-Servette. Die Geschichte des Goalies ist speziell.
Es laufen die Feierlichkeiten auf dem Eis, mittendrin Robert Mayer. Als ein Reporter ihn um ein Interview bittet, lässt er ihn abblitzen. Kurz darauf gibt er einem anderen Journalisten zwar Auskunft, er ist aber sehr kurz angebunden. Einige Zeit später, nun umgezogen, spricht er doch noch ausführlich.
«Es war zu viel für mich, ich war überwältigt, brauchte einen Moment für mich selber, um meine Gedanken zu ordnen und aus dem Tunnel zu kommen», begründet er sein Verhalten. Er habe sich gefühlt, wie wenn er am Gotthard im Stau stecken würde. Zwar ist Mayer auf dem Eis ein Showman, dort lebt er seine andere Seite aus, grundsätzlich ist er aber ein ruhiger Mensch, ist er keiner, der viel Aufmerksamkeit haben will.
Beste Abwehrquote in den Playoffs
Am Donnerstagabend war er aber natürlich ein gefragter Mann, schliesslich spielte er überragende Playoffs. Wurde ihm in den ersten drei Viertelfinalspielen gegen Lugano noch Gauthier Descloux vorgezogen, erhielt er in der vierten Partie eine Chance und nutzte diese. Fortan stand nur noch Mayer vor dem Genfer Tor. Seine Abwehrquote in den Playoffs betrug 93,43 Prozent, womit er die Nummer 1 war. Während des Gesprächs kam ein Scout vorbei und sagte: «Er hat bewiesen, dass wir keine ausländischen Torhüter brauchen.»
Eigentlich wäre Mayer noch bis 2024 beim HC Davos unter Vertrag gestanden, hatte er doch bei den Bündnern für vier Jahre unterschrieben. Seine Zeit beim Rekordmeister ging allerdings bereits nach einer Saison zu Ende. Nach dem enttäuschenden Ausscheiden im Achtelfinal im April 2021 gegen Bern – Mayer wurde in der ersten Partie nach 20 Minuten beim Stand von 0:3 ausgewechselt und spielte danach nicht mehr – teilten ihm die Verantwortlichen mit, nicht mehr länger mit ihm zu planen.
Schnell gelernt
Vor dem Engagement bei Davos hatte er sechs Jahre bei Servette gespielt. Er ging auch deshalb ins Bündnerland, «weil ich etwas Neues dazulernen wollte». Er sei damals jedoch nicht bereit gewesen für diesen Schritt. Als Folge des Ganzen hinterfragte er sich, was er noch mehr machen müsse. Im vergangenen Sommer arbeitete er im mentalen Bereich, und nun war er bereit. «Ich bin einer, der sehr schnell lernt, und ich habe gelernt, dass es nicht um mich, sondern ums Team geht», so Mayer.
Überhaupt verfügt er über einen enormen Willen, auch deshalb ist er nun auf dem Thron. Am 9. Oktober 1989 im tschechischen Havirov geboren, zog er im Alter von vier Jahren nach Chur. Die 3. und 4. Klasse besuchte er dann in seiner Heimatstadt, in der Folge lebte er wieder in der Schweiz. Es war keine einfache Zeit für ihn, er fühlte sich nirgends richtig zu Hause. Zum Glück hatte er das Eishockey.
In Genf heimisch geworden
Von 2007 bis 2014 spielte Mayer in Nordamerika, den Sprung in die NHL schaffte er allerdings nicht. Mit 19 Jahren wurde seine damalige Partnerin ungewollt schwanger. Im Sommer 2017 verunfallte er schwer mit dem Töff und wäre beinahe innerlich verblutet. «Ich bin jemand, der immer kämpft und an mich glaubt», sagt Mayer.
In Genf fühlt er sich nun heimisch. Er wohnt mit Frau und Sohn in der Nähe des Stadions, «ich kenne jede Ecke hier». Zu Servette ist er vor einem Jahr zurückgekehrt, in der Saison zuvor wurde er von Davos an die SCL Tigers ausgeliehen. Dass die Genfer zum ersten Mal überhaupt den Meistertitel holten, macht das Ganze für ihn noch spezieller. «Es ist Zeit geworden», sagt Mayer und fährt fort: «Wir wollten den Titel unbedingt, jeder Einzelne im Team ist ein Leader. Und es gab keine Grüppchenbildung, egal welche Sprache, wir waren immer alle zusammen.»
Sonderlob an Gautschi
Ein Sonderlob spricht er Sportchef Marc Gautschi aus: «Was er gemacht hat, ist unglaublich.» Er habe die fehlenden Puzzleteile hineingebracht. Es sei nun ein ganz anderes Team wie jenes unter Chris McSorley. Dieser war zuvor der «Mister Servette» schlechthin gewesen.
Mayer findet, dass Gautschi Ruhe hineingebracht habe, welche sie mit McSorley nie gehabt hätten. «Ich bin so glücklich für die Menschen hier. Es ist wunderschön.» Er hofft nun, dass es bald eine neue Halle gibt, nach aktuellem Stand sollte das 2028 der Fall sein. Zunächst ging es aber weiter mit den Feierlichkeiten.