Nationaltrainer mit zwei Herzen in der Brust
Das grösste Fragezeichen im Kader für die Eishockey-WM ist die Teilnahme der Schweizer NHL-Spieler. Bei Nationaltrainer Patrick Fischer sorgt dies für einen Gewissenskonflikt.
Das grösste Fragezeichen im Kader für die Eishockey-WM ist die Teilnahme der Schweizer NHL-Spieler. Bei Nationaltrainer Patrick Fischer sorgt dies für einen Gewissenskonflikt.
Im kleinen, intimen Rahmen der Kunsteisbahn Oerlikon doziert Patrick Fischer vor seinen Spielern. Sie absolvieren an diesem Mittwochvormittag ihr letztes Training der Saison auf Schweizer Eis. Die letzten fünf Vorbereitungsspiele auf die WM in Riga finden in Lettland, Schweden und Tschechien statt. Das «Problem»: Noch ist das Kader alles andere als komplett. Es werden noch ein paar Spieler von den Playoff-Finalisten Servette und Biel sowie – hoffentlich – einige aus der NHL dazustossen.
Das «Problem» ist eigentlich ein erfreuliches. «Ich habe es noch nie erlebt, dass es so viele Schweizer in der NHL in wichtigen Rollen hat», schwärmt Fischer. Da viele von ihnen noch in den Playoffs engagiert sind, birgt das einige Unwägbarkeiten. «Ich habe in den letzten Nächten nicht viel geschlafen», verrät der Nationaltrainer mit 27 Einsätzen als Spieler in der NHL. «Ich bin ehrlich: Als Nati-Coach hoffe ich, dass möglichst viele ausscheiden. Als Fan finde ich es natürlich sehr cool, wenn sie dabei bleiben.»
Komplexe Versicherungsfragen
Vor allem New Jersey, dessen Achtelfinalserie gegen die New York Rangers mit 2:2 auf der Kippe steht, würde gleich vier Schweizer frei machen: die Stürmer Nico Hischier und Timo Meier, den Verteidiger Jonas Siegenthaler und den aufstrebenden Goalie Akira Schmid. «Die Verhandlungen mit der Organisation können erst beginnen, wenn ein Team ausgeschieden ist», sagt Nationalmannschafts-Direktor Lars Weibel. Grundsätzlich hätten aber alle Schweizer in Nordamerika den Wunsch bekräftigt, an der WM dabei zu sein.
Der grösste Knackpunkt – neben dem Zeitpunkt des Ausscheidens – sind die Vertragssituation und die Gesundheit eines Spielers. «Mit den Versicherungen der Spieler ist es sehr komplex geworden», stellt Weibel fest. Ein Grund dafür ist der gestiegene Status einiger Spieler. «Sie sind besser geworden. Deshalb ist die Versicherung teurer geworden.» Für einen gilt das besonders: Timo Meier. Er wird nach dieser Saison einen neuen «Monstervertrag» unterschrieben und deshalb fast sicher fehlen.
Hoffen auf Josi
Hoffnung gibt es noch bei Nashvilles Verteidiger Roman Josi, der die letzten Wochen wegen einer Hirnerschütterung verpasst hat. «Er ist wieder auf dem Eis», verrät Patrick Fischer. «Wir müssen abwarten, ob er symptomfrei ist. Und ob das Team die Freigabe erteilt.» Es werden deshalb in diesem Jahr beim WM-Start wohl noch ein oder zwei Plätze offen bleiben, um reagieren zu können.
So wird Fischer auch nach dem ersten Abflug der Nationalmannschaft am Mittwochabend nach Riga die Nächte gebannt vor dem Fernseher respektive Computerschirm verfolgen – mit zwei Herzen in seiner Brust.