Ohne Calafiori ins Viertelfinal-Hinspiel gegen Favorit Nice
Zehn Jahre nach dem Vorstoss in die Halbfinals der Europa League bietet sich dem FC Basel die Gelegenheit, das Kunststück in der Conference League zu wiederholen. Die Hürde Nice ist gross.
Zehn Jahre nach dem Vorstoss in die Halbfinals der Europa League bietet sich dem FC Basel die Gelegenheit, das Kunststück in der Conference League zu wiederholen. Die Hürde Nice ist gross.
Träumen ist erlaubt beim FC Basel. Zumindest unter der Woche. Während sich der Klub auf nationaler Bühne nach wie vor zu viele Aussetzer leistet und er sich auch mit Nebenschauplätzen wie der eskalierten Fan-Gewalt nach der Cup-Niederlage gegen YB herumschlagen muss, mischt er im April immer noch im Europacup mit.
Das allein ist eine Erfolgsmeldung. Der Einzug in die Halbfinals der Conference League, Basels Insel des Erfolgs, würde zusätzliche zwei Millionen Franken an Prämien in die klammen Kassen spülen, zuzüglich zu den Zuschauereinnahmen. Um es aber zum zweiten Mal unter die letzten vier in einem europäischen Wettbewerb zu schaffen, muss der FCB an den nächsten beiden Donnerstagen über sich hinauswachsen, noch mehr als bei den erfolgreichen Aufholjagden in den bisherigen K.o.-Spielen gegen Trabzonspor und Slovan Bratislava.
Calafioris Muskel, Nice’ Qualitäten
Gegen Nice, den ambitionierten Partnerklub von Lausanne-Sport unter den Fittichen des Chemiekonzerns Ineos, ist Basel auf dem Papier klarer Aussenseiter. Nicht nur bildet das gute Abschneiden in der Conference League beim Schweizer Europacup-Flaggschiff die grosse Ausnahme in einer ansonsten ergebnistechnisch durchwachsenen Saison mit nur acht Siegen aus 27 Super-League-Spielen und Zwischenrang 6. Auch fehlt im Hinspiel neben Fabian Frei und dem bis zur Sommerpause kaum mehr einsatzfähigen Arnau Comas der formstarke Riccardo Calafiori aufgrund von Muskelproblemen im Oberschenkel.
Kommt hinzu, dass der Gegner von der Côte d’Azur finanziell in einer höheren Liga spielt und sich nach missratenem Herbst gefangen hat. «Hier kommt ein Kaliber auf uns zu, das wir so noch nicht hatten in dieser Saison», sagte Interimscoach Heiko Vogel am Tag vor dem Hinspiel mit Verweis auf die hohe individuelle Qualität beim Gegner. «Es gibt viele Spieler im Team, die gefährliche Situationen kreieren können. Dabei geht fast vergessen, dass sie sehr solid und konsequent verteidigen. Gegen Nice ein Tor zu erzielen, ist sehr schwierig.»
Mit 28 Gegentoren in 30 Spielen stellt «Le Gym» die zweitstärkste Defensive der Ligue 1, vor Paris Saint-Germain (29). Bis zum letzten Wochenende und dem 0:2 gegen PSG ist Nice drei Monate lang ungeschlagen geblieben. Auch deshalb ist beim Basler Gegner im St. Jakob-Park nicht mit personellen Überraschungen zu rechnen.
Seit sich der Klub Anfang Januar von Trainer Lucien Favre getrennt und der 36-jährige Didier Digard das Kommando übernommen hat, funktioniert die Achse mit den Innenverteidigern Dante und Jean-Clair Todibo, dem französischen Neo-Nationalspieler Képhren Thuram im defensiven Mittelfeld sowie Aaron Ramsey als Impulsgeber für die Offensive um Arsenals Leihspieler Nicolas Pépé und Gaëtan Laborde gut.
Basler Mutmacher
Mut könnte dem FCB machen, dass Nice zuletzt in Abwesenheit des auch am Donnerstag ausfallenden Schweizer Aussenverteidigers Jordan Lotomba wieder etwas von seinem Schwung eingebüsst hat. Neben der Heimniederlage am Samstag setzte es in der Liga Unentschieden gegen Auxerre, Nantes, Lorient und Angers ab, die einzigen Siege resultierten im Achtelfinal der Conference League gegen den moldawischen Aussenseiter Sheriff Tiraspol (1:0, 3:1).
Ausserdem traut Heiko Vogel dem zwar nach wie vor unkonstanten, aber insbesondere im europäischen Schaufenster zu positiven Ausreissern fähigen FCB viel zu. Die Leistungen in den letzten Wochen seien gut gewesen, die fehlende Konstanz auch dem intensiven Programm mit vielen englischen Wochen geschuldet. «Die Conference League zeigt, wozu wir fähig sind», so der Interimscoach.