Die Königin der Klassiker ruft
Die Saison der Pavé-Klassiker findet am Ostersonntag mit der 120. Ausgabe von Paris - Roubaix, der Königin der Klassiker, ihren spektakulären Abschluss. Die wichtigsten Fakten im Überblick.
Die Saison der Pavé-Klassiker findet am Ostersonntag mit der 120. Ausgabe von Paris - Roubaix, der Königin der Klassiker, ihren spektakulären Abschluss. Die wichtigsten Fakten im Überblick.
Der Schweizer Trumpf
Nach seinem 6. Rang am vergangenen Sonntag in der Flandern-Rundfahrt werden aus Schweizer Sicht auch bei Paris – Roubaix wieder alle Augen auf Stefan Küng gerichtet sein. Lange stand der 29-jährige Thurgauer mit seinem Lieblingsrennen auf Kriegsfuss, wurde er doch immer wieder von Pech und Stürzen gebremst. Im letzten Jahr gelang ihm dann der grosse Wurf. Nach dem 5. Platz in Flandern schaffte er es in Roubaix als Dritter zum ersten Mal in einem grossen Klassiker auf das Podest. Es war der Lohn für einen starken Frühling gewesen.
Zwölf Monate später spricht nichts dagegen, dass Küng nicht erneut ein solcher Effort gelingen könnte. Der WM-Zweite im Zeitfahren präsentiert sich erneut in guter Form, dazu kann er bei seiner achten Roubaix-Teilnahme auf eine Menge Erfahrung zurückgreifen. Küng erwartet einen «Abnützungskampf», ein Rennen nach dem Motto «Last Man Standing». «Das ist der, der meist auch als Sieger einfährt.» In solchen Rennen gebe es keine Geheimnisse, kein Verstecken, am Schluss müsse man einfach kämpfen. «Und das kommt mir sicher entgegen.»
Der grosse Abwesende
Der grosse Abwesende am Sonntag ist Tadej Pogacar, der Überflieger der ersten Wochen in dieser Saison. Nach seinem Triumph an der Flandern-Rundfahrt wird der 24-jährige Slowene auch in diesem Jahr nicht bei Paris – Roubaix teilnehmen. «Ich muss ein paar Kilo zulegen für Roubaix. Und meine Hände müssen etwas zäher werden dafür. Dann werden wir sehen», begründete Pogacar sein Fehlen. Der Tour-de-France-Sieger von 2020 und 2021 will als vierter Fahrer der Geschichte alle fünf Monumente des Radsports gewinnen. Dazu fehlen ihm noch Siege bei Mailand – Sanremo und eben Paris – Roubaix, das «auf jeden Fall ein Ziel für die Zukunft» bleibt. Nur ein Mann hat es bislang geschafft, alle fünf Monumente und die Tour de France zu gewinnen: Eddy Merckx.
Das seltene Double
Mit dem Forfait von Pogacar stellt sich die Frage nach dem Double-Gewinn zwar nicht. Das Kunststück, im selben Jahr in Flandern und Roubaix zu gewinnen, ist noch nicht vielen Fahrern gelungen. Als Erster schaffte dies 1923 der Schweizer Heiri Suter. Fabian Cancellara war vor exakt zehn Jahren der Zehnte und Letzte, dem dieses seltene Double gelang. Dem Berner (2010 und 2013) wie auch dem Belgier Tom Boonen (2005 und 2012) glückte dies sogar zwei Mal.
Die Favoriten
In Abwesenheit von Pogacar läuft am Sonntag alles auf ein Duell zwischen den beiden Dauer-Rivalen Wout van Aert und Mathieu van der Poel hinaus. Obwohl Van der Poel in diesem Frühjahr nur zwei Kopfsteinpflaster-Rennen bestritt, ist er leicht zu favorisieren. Nach seinem Sieg bei Mailand – Sanremo belegte der Niederländer sowohl beim E3 Classic als auch bei der Flandern-Rundfahrt den 2. Platz. Bei seinem Debüt im Jahr 2021 wurde er in Roubaix Dritter, im letzten Jahr Neunter. Für Van Aert, der Belgier stand im Vorjahr als Zweiter in Roubaix ebenfalls schon ein Mal auf dem Podest, spricht neben seiner Form- und Sprintstärke auch, dass er auf dem Papier auf das stärkste Team zählen kann.
Der Titelverteidiger
Zu Van Aerts Teamkollegen bei Jumbo-Visma gehört seit diesem Jahr auch Dylan van Baarle. Vor einem Jahr war dem Niederländer noch in den Farben von Ineos Grenadiers nach einer knapp 20 km langen Solo-Flucht in Roubaix der grösste Sieg seiner Karriere gelungen. Hinter der Form des Vorjahressieger steht jedoch ein grosses Fragezeichen, sah er sich doch aufgrund eines Sturzes bei der E3 Classic und einer anschliessenden Krankheit zuletzt zu einer Rennpause gezwungen. Mit dem formstarken Franzosen Christophe Laporte und dem Belgier Nathan Van Hooydonck verfügt Van Aert ausserdem über weitere starke Leute an seiner Seite.
Die Strecke
Paris – Roubaix gilt als das prestigeträchtigste und härteste Eintagesrennen im Radsport. Auf den knapp 257, mehrheitlich flachen Kilometern geht es von Compiègne nördlich von Paris nach Roubaix, im Norden Frankreichs. In diesem Jahr gilt es 54,5 Kilometer auf den historischen Kopfsteinpflastern zu absolvieren. Einige der 29 Pavé-Abschnitten, die je nach Zustand und Länge in fünf verschiedene Schwierigkeitsgrade unterteilt sind, werden den Fahrern wieder alles abverlangen. Als Küng am Freitag einen Teil des Parcours besichtigte, präsentierte sich dieser in einem schwierigen Zustand. «Es hat sehr viel Schlamm und Erde auf der Strecke.» Bis am Sonntag dürfte es zwar noch etwas abtrocknen. Trotzdem sind Stürze und Defekte vorprogrammiert – Spektakel ebenso.