Miro Muheim kämpft mit dem HSV um den Aufstieg
Der Hamburger SV sehnt sich nach der Rückkehr in die Bundesliga. Doch erneut scheint das Team ins Zittern zu geraten. Mittendrin: Verteidiger Miro Muheim, der sich zum Stammspieler entwickelt hat.
Der Hamburger SV sehnt sich nach der Rückkehr in die Bundesliga. Doch erneut scheint das Team ins Zittern zu geraten. Mittendrin: Verteidiger Miro Muheim, der sich zum Stammspieler entwickelt hat.
Steht Muheim mal nicht auf dem Fussballplatz, ist er gerne am oder im Wasser. Entsprechend verbringt er seine Freizeit oft am belebten Hamburger Hafen. Manchmal streift er aber auch einfach so durch die Viertel der zweitgrössten Stadt Deutschlands. Diese seien sehr vielseitig, sagt Muheim, an jeder Ecke gebe es etwas Spannendes zu entdecken. Und allseits präsent ist das Logo des HSV. «Man merkt, dass sich die ganze Stadt mit dem Klub identifiziert.»
Seit Juni 2021 spielt Muheim bei den Norddeutschen. Davor hatte er beim FC St. Gallen zu den jungen Wilden gehört, welche die Super League aufmischten. Der Zürcher galt damals als einer der besten Verteidiger der Liga. Da die 2. Bundesliga beim durchschnittlichen Schweizer Fussballfan jedoch kaum Beachtung findet, blieb Muheim zuletzt etwas unter dem Radar.
Trotzdem kann der 25-Jährige etwas von sich behaupten, was kein Fussballer in der Super League und auch nur wenige in den grossen Ligen Europas erleben: Er läuft regelmässig vor über 50’000 Fans auf. Der Volkspark in Hamburg ist stets gut besucht, die Stimmung entsprechend elektrisierend. «Auch nach fast zwei Jahren läuft es mir noch kalt den Rücken runter, wenn ich am Spieltag in dieses Stadion einlaufe», so Muheim.
Immer wieder gescheitert
Obwohl die grossen Erfolge längst Vergangenheit sind, geniesst der HSV Kultstatus und ist in den Herzen der Hamburger fest verankert. Mit dem Zuschauerschnitt von gut 52’500 Fans in dieser Saison würde der Klub sogar in der 1. Bundesliga den 5. Platz belegen. Dort spielt er aber seit 2018 nicht mehr. In jenem Frühsommer stieg Hamburg nach Jahren, in denen sich das Team oft gerade noch so in der höchsten Liga Deutschlands halten konnte, erstmals in der Klub-Historie ab.
Inzwischen bestreitet der Verein seine fünfte Saison in der 2. Bundesliga. Ähnlich wie er bis 2018 als «unabsteigbar» galt, entwickelt sich nun ein Mythos in die umgekehrte Richtung. Dreimal in Folge landeten die Hamburger unmittelbar hinter den Aufstiegsrängen. Im letzten Jahr erreichten sie den 3. Platz und damit die Barrage. In dieser scheiterte der HSV jedoch knapp an Hertha Berlin.
Und nun scheint das Team nach guter Ausgangslage erneut ins Zittern zu geraten. Von den letzten fünf Spielen gewann es nur eines. Lange hatte der HSV einen Platz belegt, der zum direkten Aufstieg berechtigt hätte. Nun rutschte er auf den 3. Rang ab – erneut droht die ungeliebte Barrage. Entsprechend unruhig ist es rund um den Klub geworden, denn die Fans dürsten nach der Rückkehr in die höchste Liga. Das spürt Muheim. «Mit den hohen Erwartungen muss man als Fussballer umgehen können. Letztlich machen wir uns selbst den grössten Druck. Wie die ganze Stadt hat auch jeder Spieler das grosse Ziel aufzusteigen.»
Viele Einsatzminuten
Von der zuletzt aufkeimenden Kritik war besonders die Verteidigung betroffen, also auch Muheim. Davon lässt er sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Als Fussballer sei man sich bessere und schlechtere Phasen gewohnt, sagt Muheim. «Statt auf die kritischen Stimmen fokussieren wir uns einzig auf unsere Fähigkeiten, von denen wir überzeugt sind.»
Dass der Abwehrspieler mit viel Selbstvertrauen spricht, überrascht nicht. Nachdem er zu Beginn auf seine Chance hat warten müssen, gehört Muheim in dieser Saison zu den fünf am häufigsten eingesetzten Akteuren des Teams. Wiederholt schaltet sich der gelernte Offensivspieler in die Angriffe mit ein und steht bei fünf Assists. Der Schweizer absolvierte alle 26 Ligaspiele und stand dabei nur zweimal nicht in der Startelf. Wenn Hamburg am Samstag Hannover 96 empfängt, wird er aufgrund seiner fünften Gelben Karte erstmals in dieser Saison eine Partie verpassen.
Nationaltrainer Murat Yakin betonte immer wieder, dass ihm wichtig sei, dass die Spieler in ihren Klubs zu den Leistungsträgern gehören. Ausserdem ist gerade auf der linken Abwehrseite im Nationalteam die Konkurrenz begrenzt. Trotzdem scheint Muheim kein Thema zu sein, jedenfalls sagt dieser, es habe bisher keinen Kontakt gegeben. Stattdessen bot Yakin für den letzten Zusammenzug GCs Dominik Schmid auf, der wie Muheim im März 25 Jahre alt wurde. «Ich kenne Domi gut und gönne es ihm sehr», hält Muheim fest. «Aber natürlich träume auch ich davon, mal für die Nati zu spielen.»
Damit seine Leistungen mehr Beachtung finden, bräuchte es wohl den Aufstieg in die 1. Bundesliga. Gelingt dem HSV nach vier missglückten Anläufen die Rückkehr doch noch, und würde Muheim (sein Vertrag läuft bis 2025) seinen Stammplatz behalten, wäre er definitiv zurück auf dem Radar.