Miranda: «Man spürt den Erfolgshunger»
Die Sehnsucht nach dem ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte ist riesig bei Genève-Servette. Im Halbfinal gegen Zug fehlen noch zwei Siege, um zum vierten Mal den Playoff-Final zu erreichen.
Die Sehnsucht nach dem ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte ist riesig bei Genève-Servette. Im Halbfinal gegen Zug fehlen noch zwei Siege, um zum vierten Mal den Playoff-Final zu erreichen.
Die Genfer strotzen auch aufgrund des Qualifikationssieges aktuell nur so vor Selbstvertrauen. «Wir wissen alle, was wir für ein Potenzial haben», sagte stellvertretend Siegtorschütze Marco Miranda im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Viele Spieler sind noch nie Meister geworden, man spürt den Erfolgshunger.»
Wenn nicht jetzt, wann dann?
Ohnehin stellt sich bei den Genfern die Frage, wenn nicht jetzt, wann dann? Zum einen verlässt der überragende Verteidigungsminister Henrik Tömmernes die Genfer Ende Saison nach sechs Jahren. Der 32-jährige Schwede kommt in den Playoffs auf eine durchschnittliche Eiszeit von 28:39 Minuten. Zum anderen sind viele weitere Schlüsselspieler schon über 30 Jahre alt.
Einer davon ist Valtteri Filppula, der kürzlich seinen 39. Geburtstag gefeiert hat. Der Finne ist Mitglied im so genannten «Triple Gold Club», der jene Spieler umfasst, die in ihrer Karriere mindestens je einmal Olympiasieger, Weltmeister und Stanley-Cup-Sieger geworden sind. «Es ist unglaublich, was er leistet, wie er das Spiel liest, die Ruhe, die er hineinbringt», schwärmt Miranda. Er sei immer noch topfit, ab und zu kurve er auf dem Eis herum, wie wenn er noch nicht einmal 30 Jahre alt wäre. Seine Erfahrung helfe der Mannschaft enorm. Aber eben, auch an Filppula geht die Zeit nicht spurlos vorbei.
Eine weitere Frage, die sich bei Servette stellt: Forciert Headcoach Jan Cadieux seine Topspieler nicht zu stark? Nicht weniger als sechs Spieler sind in den Playoffs im Schnitt mehr als 20 Minuten zum Einsatz gekommen. Bei Zug werden die Kräfte deutlich besser eingeteilt, da sind es deren zwei. «Ich versuche, die Belastung so fair wie möglich zu verteilen», sagt dazu EVZ-Headcoach Dan Tangnes. «Das wird wichtiger, je länger die Serie geht.»
Fehlendes Selbstverständnis bei den Zugern
Die Zuger haben derweil nach wie vor das Problem der fehlenden Konstanz, auch während einer Partie. Zwar führten sie am Dienstag nach 20 Minuten 1:0, dennoch waren sie den Genfern klar unterlegen. «Wir bewegten von Anfang an zu wenig die Beine, unterstützten uns zu wenig. Jene, die den Puck führten, waren auf sich alleine gestellt. So kann man natürlich keinen Auswärtssieg holen», brachte es Verteidiger Dominik Schlumpf auf den Punkt.
Tangnes bemängelte das Puckmanagement, die fehlende Handlungsschnelligkeit. Dadurch bekundeten die Zuger Mühe mit dem Genfer Forechecking. «Wir müssen mehr die Scheibe haben, dann können wir auch mehr Verkehr vor dem Tor erzeugen», forderte der Norweger. Hilft in der aktuellen Situation die Erfahrung aus dem vergangenen Jahr, als im Final gegen die ZSC Lions ein 0:3 gedreht worden ist? Ein Vergleich mit der letzten Saison sei nicht möglich, es sei ein anderes Team, sagte Tangnes.
Augenscheinlich ist, dass den Zugern nach einer schwierigen Qualifikation das Selbstverständnis der Meisterjahre fehlt, die Zahnrädchen nicht mehr perfekt ineinandergreifen. Das ist auch der Tatsache geschuldet, dass die Schlüsselspieler Grégory Hofmann, Niklas Hansson und Dominik Schlumpf lange pausieren mussten. Insbesondere bei ersterem ist das fehlende Timing offensichtlich.
Allerdings stellte Tangnes klar, dass es ihm in dieser Phase scheissegal sei, ob einer zwei Jahre oder zwei Spiele ausgefallen sei. Für den Skandinavier, der mit den EVZ noch nie den Playoff-Final verpasst hat, ist es vielmehr eine Frage der mentalen Stärke. «Das mental stärkste Team geht normalerweise den ganzen Weg.»
So oder so stolz
Seine Mannschaft sieht er trotz der dürftigen Leistung am Dienstag in einer guten Position. «Wenn das unsere schlechte Saison ist, dann nehme ich sie», sagte Tangnes lachend. Während andere auseinandergefallen seien, seien sie zusammengerückt. Und das macht ihn stolz. «Wir mussten dieses Jahr viele verschiedene Wege finden, um dorthin zu gelangen, wo wir heute sind. Bis jetzt fanden wir, wenn nötig, immer eine Antwort. Eine solche erwarte ich auch am Donnerstag.» Dann steht in Zug das vierte Halbfinalspiel gegen Servette auf dem Programm.