Martin Fuchs hat in Übersee die Chance zum Nachdoppeln
Der Springreiter Martin Fuchs reist nonstop durch die Welt. An Ostern steht für den 30-jährigen Zürcher beim Weltcupfinal in Omaha, Nebraska, eines der wichtigsten Wochenenden in diesem Jahr an.
Der Springreiter Martin Fuchs reist nonstop durch die Welt. An Ostern steht für den 30-jährigen Zürcher beim Weltcupfinal in Omaha, Nebraska, eines der wichtigsten Wochenenden in diesem Jahr an.
Er strebt die erfolgreiche Titelverteidigung an.
«Letztes Jahr waren es 46 Turnierwochen. Aber ich weiss immer, wo ich aufwache», sagt Fuchs im «Reiterstübli» seiner Halle auf der Anlage in Wängi im Kanton Thurgau. Die Reiserei dürfte dem Weltenbummler ab und an zusetzen, aber auf den Übersee-Trip in den Bundesstaat Nebraska freute er sich. «Der Weltcupfinal ist für mich eines der grossen Highlights des Jahres. Omaha präsentiert uns ein tolles Stadion. Der Event bietet Atmosphäre.»
Die Reise in die USA erfährt eine zusätzliche Aufwertung, weil Fuchs die erfolgreiche Titelverteidigung anstreben kann. In der 44-jährigen Geschichte der inoffiziellen Hallen-Weltmeisterschaft haben den Doppelschlag erst sechs Paare geschafft, zuletzt vor sieben Jahren sein Team-Kollege Steve Guerdat. «Die Titelverteidigung hat ihren Reiz. Es ist sicher die grössere Challenge, zweimal nacheinander zu gewinnen, aber auch ziemlich schwierig», schildert Fuchs die Ausgangslage, die er sich vor Jahresfrist mit dem Sieg in Leipzig geschaffen hat.
Fuchs setzt für das Vorhaben «erfolgreiche Titelverteidigung» auf Leone Jei, seine Nummer 1 im Stall. Was selbstverständlich klingt, ist es nicht. Zwar sind auch die Vierbeiner echte Weltenbummler und jetten ohne Leistungseinbusse im Bauch von Transport-Flugzeugen regelmässig um die Welt. Aber es gibt zwei Gründe, die gegen das Top-Pferd sprechen könnten.
Erstens sollte die Schweizer Equipe die Kräfte auf die Europameisterschaften im September in Mailand bündeln, wo noch das Olympia-Ticket für Paris 2024 gelöst werden muss. Zweitens wird für den Reiter die Jagd nach Preisgeld eingeschränkt. Ein Pferd, das an einem Championat samt Ausland-Flug teilnimmt, benötigt genügend Erholung – und bleibt für ein paar lukrative Turniere im Stall.
Leone Jei soll noch besser werden
Die Wahl von Fuchs fiel unter anderem auf Leone Jei, damit der Weltklasse-Wallach der Weltnummer 3 sein Niveau noch einmal steigert. «Leone ist noch nicht viel indoor geritten. Aber Pferde lernen in der Halle mehr als draussen. Ich will Leone diese Erfahrung ermöglichen und ihn noch besser machen», erklärt Fuchs. Auf grossen Plätzen habe ein Reiter mehr Möglichkeiten, um Schwächen eines Pferdes zu überspielen. «Aber in der engen Halle kommen die Hindernisse Schlag auf Schlag, die Feinabstimmung zwischen Pferd und Reiter ist wichtiger, beide müssen hellwach sein.»
Fuchs hat sich seit einigen Jahren in den vordersten Positionen der Weltrangliste festgebissen. Dies gelingt nur dem, der auf einen breit aufgestellten Beritt zurückgreifen kann. Der sportlich Erfolgreichste der Fuchs-Dynastie hätte Alternativen zur Hand gehabt und Leone Jei mit Blick auf die EM in Mailand schonen können.
Doch der Zürcher, der sich durch den Handel mit Pferden unabhängig von Vater Thomas ein zweites Standbein aufgebaut hat und nicht allein auf die Preisgelder oder die Unterstützung von Mäzenen schielen muss, sieht dies nicht so eng. «Mailand hat keinen Einfluss auf die Pferdewahl für Omaha gehabt. Wir nehmen Schritt für Schritt», sagt er mit Blick auf die beiden Championate, die zeitlich fünf Monate auseinander liegen. Leone Jei schaffe das, zumal der Weltcupfinal nach der Wintersaison nur vier statt wie der Grossanlass im Sommer fünf Umgänge beinhalte und somit etwas weniger streng sei.
Leone Jei only
Vor Jahresfrist beim Weltcupfinal in Leipzig setzte Fuchs mit Chaplin und The Sinner zwei Pferde ein. «Das ist diesmal kein Thema», sagt der Titelverteidiger. «Leone ist sehr ausdauernd. Und in der Regel wird er von Tag zu Tag besser.»
Sofern sich die Steigerung auch in Omaha einstellt, wird Fuchs seine eigene Vorgabe («Das Ziel ist das Podest») erfüllen und womöglich sogar übertreffen. Die eingerahmten Fotos an den Wänden des «Reiterstüblis» verraten, dass sich der erfolgsverwöhnte Spross einer Reiterfamilie seit der Altersklasse Children als Stammgast auf den Podien ablichten lässt.