Anspruch und Realität klaffen beim ZSC weit auseinander
Die ZSC Lions, als Favorit in die Eishockey-Saison gestartet, werden im Halbfinal vom EHC Biel vorgeführt. Die Saison endet für die Lions mit einem Drama: einer 3:5-Niederlage nach 3:1-Führung.
Die ZSC Lions, als Favorit in die Eishockey-Saison gestartet, werden im Halbfinal vom EHC Biel vorgeführt. Die Saison endet für die Lions mit einem Drama: einer 3:5-Niederlage nach 3:1-Führung.
«Stimmt, das war ein Drama», gab Coach Marc Crawford unumwunden zu. Der Kanadier gratulierte den Bielern, die «wie kein anderes Team für ihren (kranken) Trainer spielen». Die Bieler hätten läuferisch mit ihrem horrenden Tempo die ZSC Lions demoralisiert. Crawford: «Wir kamen auch zu guten Momenten in der Serie. Aber sobald wir müde wurden, schlug Biel daraus Kapital.»
Vielleicht wäre alles anders gelaufen, hätten die ZSC Lions das erste Spiel der Halbfinalserie in Biel gewonnen. Dort konnten die Zürcher im Finish beim Stand von 0:0 fünf Minuten lang Powerplay spielen. Am Ende kassierten sie aber in der 59. Minute das Gegentor. Von dieser Niederlage erholte sich der Zürcher SC nicht mehr. Die Spieler lamentierten, dass sie mal eine Führung bräuchten. Am Mittwoch führten sie in der eigenen neuen und ausverkauften Arena nach neun Minuten 2:0 und verloren letztlich dennoch wieder.
Wie ein Schülerteam
Deshalb schmerzte diese Niederlage noch mehr. «Diese Führungen müssen wir einfach über die Runden bringen», sagte Captain Patrick Geering. «Wenn wir das nicht schaffen, haben wir nichts anderes verdient, als jetzt so (demoralisiert) dazustehen.» Biel habe aus dem 1:3 ein 5:3 machen können, weil «wir uns wie ein Schülerteam, wie Junioren, angestellt haben». Und ja: «0:4 tut weh», so Geering.
In die gleiche Kerbe schlug Sportchef Sven Leuenberger: «Schon vor der Serie sagte ich, dass jenes Team weiterkommt, das näher an seine Leistungsgrenze kommt. Das regt einen am meisten auf – wenn der Gegner einfach klar besser ist. In Spiel 4 müssen wir mit 2:0- und 3:1-Führungen den Sieg einfach heimbringen! Was danach geschah, darf nicht passieren: Derart naive Fehler in Schlüsselszenen, das geht einfach nicht. Wir waren zu dumm!»
Zu dumm
Wer als Meisterschaftsfavorit in den Halbfinals kein Spiel gewinnt, der muss über die Bücher. Bei der Analyse des Scheiterns wird Sportchef Leuenberger in Frage gestellt, denn der während der Saison (für Rikard Grönborg) neuverpflichtete Trainer Marc Crawford mit seinem Vertrag bis 2025 ist unbestritten.
Viele Möglichkeiten, das Kader neu zu formieren, bieten sich den ZSC Lions nicht. Die personellen Veränderungen betreffen primär die Ausländerpositionen: Justin Azevedo, Garrett Roe und Alexandre Texier dürften die ZSC Lions verlassen, die vier übrigen Ausländer (Simon Hrubec, Juho Lammikko, Mikko Lehtonen, Lucas Wallmark) stehen weiter unter Vertrag. Zwei Ausländerpositionen sind zu vergeben. «Wir brauchen schnelle Leute», fordert Crawford, «das moderne Hockey wird schneller und schneller. Da muss man mithalten können.»
Mit beiden Augen schielen die ZSC Lions ausserdem nach Übersee. Der Vertrag von Denis Malgin (Colorado Avalanche) läuft nach dieser NHL-Saison aus. Malgin machte letzte Saison für die ZSC Lions den Unterschied aus; einen wie ihn hätten sie gerne wieder in den eigenen Reihen.
Was braucht es sonst noch? «Es ist jetzt noch etwas früh für eine umfassende Analyse», meint Captain Geering, «aber eines ist klar: Vor allem müssen wir in allen Belangen besser werden.»