Martschini – ein bescheidener Skorer
Lino Martschini und der EV Zug, das passt. Der wirblige Flügelstürmer ist ein wichtiges Puzzleteil auf dem Weg zum dritten Meistertitel in Folge.
Lino Martschini und der EV Zug, das passt. Der wirblige Flügelstürmer ist ein wichtiges Puzzleteil auf dem Weg zum dritten Meistertitel in Folge.
Am 21. Januar ist Martschini 30 Jahre alt geworden, er ist bei den Zugern nicht mehr wegzudenken, bestreitet seine elfte Saison in der ersten Mannschaft der Zentralschweizer. Im vergangenen November wurde der Vertrag bis 2027 verlängert. Martschini ist froh, dass er sich keine neue Herausforderung suchen musste, dass sich die beiden Parteien fanden. «Im Eishockey geht es schnell, ich musste etwas Geduld haben», sagt er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Ein Wechsel war für Martschini insofern kein Thema, als «ich immer noch das Gefühl habe, hier besser werden zu können. Das ist sicher ein Punkt, der zum jetzigen Zeitpunkt meiner Karriere wichtig ist. Ich kann noch viel lernen.» Zudem hätten ihm die Coaches, der Chef ist seit 2018 Dan Tangnes, in den schwierigen Zeiten geholfen. Von daher verspürte er nie den Drang, etwas Neues zu erleben.
Bester Skorer der Vereinsgeschichte
Der 1,67 m grosse Martschini wechselte mit neun Jahren von Luzern zum EV Zug. Dass er stets der Kleinste war, darin sah er nie einen grossen Nachteil, vielmehr war es für ihn ein Ansporn, der ihn stärker gemacht hat. Einiges gebracht hat ihm auch die Zeit in Nordamerika, wo er von 2010 bis 2012 für die Peterborough Petes in der Juniorenliga OHL tätig war. Dort merkte er, dass er sich «sogar» auf kleineren Eisfeldern gegen grössere und stärkere Spieler durchsetzen kann.
Martschini ist ein begnadeter Skorer. In der abgelaufenen Qualifikation war er mit 18 Toren und 25 Assists hinter Tyler Moy (24/27) der zweitbeste Schweizer Punktesammler. In den bisherigen vier Playoff-Partien traf er zweimal. Insgesamt bringt er es in 603 Partien in der höchsten Liga auf 211 Treffer und 281 Assists. Anfang März löste er Paul DiPietro (486 Punkte) als besten Skorer in der Vereinsgeschichte ab.
«Das gibt einen Boost, führt im Unterbewusstsein zu einem Selbstvertrauen, das nicht so schnell verloren geht», sagt Martschini und betont zugleich: «Ich bin einer von 25 Spielern in der Garderobe, so habe ich mich immer gefühlt und so werde ich mich immer fühlen. Wir haben einen unglaublich coolen Teamspirit, es macht einfach Spass.» Diese Bescheidenheit ist ein weiterer Punkt, der ihn auszeichnet und antreibt.
Frisch im Kopf und in den Beinen
In der vergangenen Saison musste Martschini nach einer Rücken-Operation Anfang März in den Playoffs zuschauen. Daraufhin arbeitete er im Sommer «extrem hart». Er fühle sich nun sehr gut, sei frisch im Kopf und in den Beinen. «Mir gelang in dieser Saison ein grosser Schritt vorwärts.» So hat er sich in der Defensivarbeit deutlich verbessert. Martschini gibt zu: «Vor Dan (Tangnes) war diese nicht immer goldig von meiner Seite.» Das sei etwas gewesen, bei dem Tangnes bei ihm immer den Finger draufgehalten habe.
Mittlerweile läuft es nicht nur Martschini gut, sondern auch dem Team. Die Zuger scheinen nach einer schwierigen Qualifikation, in der sie dank sieben Erfolgen in den letzten neun Partien in extremis direkt die Playoffs-Viertelfinals erreichten, gerade noch rechtzeitig den Tritt gefunden haben. «Wir sind zwar eine eingespielte Mannschaft und wissen, wie wir agieren sollten, lange schafften wir es jedoch, unser System umzusetzen. Das führte zu einem Spiraleffekt», blickt Martschini zurück.
Management bewahrte stets Ruhe
Dass es nun wieder läuft, hat einerseits damit zu tun, dass nie Unruhe im Management aufkam, andererseits halfen selbstredend die Meistertitel in den letzten beiden Saisons. «Vor fünf, sechs Jahren fehlten uns jene Erfahrungen, die es für den letzten Schritt braucht. Nun wissen wir, wie wir uns in solchen Momenten verhalten müssen», sagt Martschini.
Am Mittwoch überzeugten die Zuger beim 3:0-Heimsieg erstmals in der Viertelfinalserie gegen den Qualifikationsdritten Rapperswil-Jona Lakers. Sie führen nun 3:1 und benötigen noch einen Sieg zum Einzug in die Halbfinals.
«Wir spielten sehr kompakt, unterstützten uns gut», so Martschini. Sie hätten allerdings immer noch zu viele Strafen genommen. «Das werden wir anschauen müssen. Es gilt, den Fokus in den wichtigen Phasen der Spiele zu halten. Zudem ist die Konstanz ein grosses Thema bei uns. Wir haben auf jeden Fall noch Potenzial, das stimmt mich extrem positiv.» So oder so hat Martschini einen Platz unter dem Hallendach in der Bossard Arena schon auf sicher.