Ein Klassiker, ein Derby und viel Spannung garantiert
Im Fussball gelten sie als verschmäht, im Eishockey als die schönste Zeit im Jahr: die Playoffs. Am Dienstag beginnt in der National League die entscheidende Phase der Meisterschaft.
Im Fussball gelten sie als verschmäht, im Eishockey als die schönste Zeit im Jahr: die Playoffs. Am Dienstag beginnt in der National League die entscheidende Phase der Meisterschaft.
Emotionen, Kampfgeist, Dramen, volle Stadien und ganze Regionen im Ausnahmezustand: die Playoffs bieten seit jeher, was das Fan-Herz begehrt. Die Duelle zwischen zwei Teams, in denen es um das sportliche Sein oder Nichtsein geht, faszinieren. Auch deshalb, weil sie den Hauptdarstellern auf dem Eis, den Spielern, alles abverlangen. Nur wer es schafft, an seine körperlichen Grenzen und darüber hinaus zu gehen, kann in diesem Kampf bestehen. Talent alleine genügt dabei nicht, es geht viel mehr um Aufopferung, mannschaftliche Geschlossenheit und mentale Bereitschaft.
Streng betrachtet sind die 52 Runden der Qualifikation eine Art Vorbereitung auf das, was jetzt kommt. Auch wegen der Erhöhung der Ausländerzahl präsentiert sich die Ausgangslage vor den diesjährigen Playoff-Viertelfinals so spannend wie wohl nie zuvor.
Mit Genf-Servette, dem EHC Biel und den Rapperswil-Jona Lakers schlossen drei Teams die Qualifikation auf den Rängen 1, 2 und 3 ab, die seit Beginn der Playoff-Ära (1985/86) zuvor weder Qualifikationssieger noch Meister geworden sind. Nun macht sich das Trio auf, die «Grossen» zu ärgern.
Denn das Playoff-Tableau komplettieren jene fünf Klubs, die sich seit 1997 die Meistertitel untereinander aufgeteilt haben: die ZSC Lions (6), Davos (6), Zug (3), Bern (7) und Lugano (3). Wobei der HCD das einzige Team aus dem Quintett ist, das sich in der Qualifikation nicht unter Wert geschlagen hat. Alle anderen haben etwas gutzumachen.
Playoff-Klassiker
Im Fall der ZSC Lions gilt das ganz speziell. Die Zürcher, im Herbst der meistgenannte Titelfavorit, wollen auch die Playoff-Schmach vom letzten Frühling vergessen machen, als sie im Final gegen Zug einen 3:0-Vorsprung und damit bei der Dernière im Hallenstadion ihren zehnten Meistertitel (den ersten seit 2018) hergeschenkt haben. Doch seit dem Umzug in die neue Arena versprühte das stark besetzte Zürcher Ensemble nur selten den Glanz, den man von ihm hätte erwarten dürfen. Den Lions fehlte es in Qualifikation schlicht an Konstanz.
Im Duell Vierter gegen Fünfter wartet mit dem HC Davos im Viertelfinal eine Art Lieblingsgegner. 16 der letzten 17 Duelle endeten mit einem Sieg des ZSC. Die Affiche gilt als Playoff-Klassiker, treffen die beiden Klubs in diesem Jahrtausend doch schon zum zehnten Mal in der finalen Phase aufeinander. Zuletzt war dies 2015 der Fall, als der Rekordmeister aus dem Bündnerland mit einem 4:1 im Final den 31. und bislang letzten Titel der Vereinsgeschichte gewann. Der ZSC-Trainer damals wie heute: Marc Crawford.
Hattrick-Aspirant
Erst zwei Jahre ist es her, seit dem der EV Zug auf dem Weg zu seinem zweiten Meistertitel nach 1998 im Playoff-Halbfinal mit einem 3:1 den Lauf der Rapperswil-Jona Lakers gestoppt hat. Die St. Galler hatten damals bei ihrer ersten Playoff-Teilnahme nach 13 Jahren als Tabellenzehnte via Pre-Playoffs den Sprung unter die letzten vier geschafft. Seither haben die Lakers ihren Aufwärtstrend kontinuierlich fortgesetzt und in diesem Jahr entgegen aller Prognosen ihren 4. Platz aus der letztjährigen Qualifikation sogar noch getoppt.
Die Zuger hingegen weckten in den vergangenen Monaten nur sehr selten Erinnerungen an ihre Überlegenheit aus den beiden Meistersaisons. Nur dank einem starken Finish (3 Siege am Stück) schaffte das Team von Dan Tagnes die direkte Playoff-Qualifikation auf den letzten Drücker noch. Der EVZ hat zweifelsohne das Zeug dazu, nach Lugano (1986 bis 1988) und Kloten (1993 bis 1996) als drittes Team in der Playoff-Ära den Meistertitel mehr als zweimal nacheinander zu gewinnen. Dafür müssen die Zuger aber ihr enormes Potential konstant abrufen.
Das lange Warten der Westschweizer
Mit dem Qualifikationssieger Genf-Servette und dem punktgleichen EHC Biel schicken sich zwei Klubs ins Titelrennen, die nicht nur die eigenen Farben, sondern auch die der Westschweiz vertreten. Seit dem Bieler Titelgewinn 1983 ist es nämlich keinem welschen Vertreter mehr gelungen, den Meisterpokal in seinen Besitz zu bringen.
Dass man sich mit dem guten Abschneiden in der Qualifikation nichts kaufen kann, weiss Servette-Trainer Jan Cadieux nur zu gut. Als Spieler startete er drei Mal (2000 und 2001 mit Lugano sowie 2013 mit Fribourg-Gottéron) aus der Pole-Position in die Playoffs, verlor danach aber jeweils den Final. «Uns ist klar, dass es in den Playoffs nochmals mehr braucht. Man muss nochmals alles um 10 Prozent besser machen, sonst reicht es nicht», stellt Cadieux fest.
Die Genfer sind vor dem Viertelfinal-Duell mit Lugano gewarnt, nach dem sie sich vor einem Jahr dem gleichen Gegner im Achtelfinal 0:2 geschlagen geben mussten. Die Tessiner stellten mit einem 2:0 gegen Fribourg-Gottéron die Viertelfinal-Qualifikation auch heuer über die Pre-Playoffs sicher. Sie sind bereits voll im Rhythmus und werden kaum Anlaufzeit benötigen.
Klare Favoritenrolle im Berner Derby
Das gilt auch für den SC Bern im Derby gegen den EHC Biel. Für den stolzen Klub aus der Hauptstadt scheint in den nächsten Wochen vom schnellstmöglichen Ausscheiden gegen den Kantonsrivalen bis zum grossen Playoff-Märchen alles drin. Zu verlieren hat der SCB nach einer erneut enttäuschend verlaufenen Qualifikation und dem 2:1 im Achtelfinal gegen Aufsteiger Kloten nichts mehr, Biel hingegen schon.
Und: die Seeländer sind in den letzten Jahren mehr als einmal in entscheidenden Momenten gescheitert. Doch dieses Jahr soll es besser werden. Dafür spricht eine sehr ausgeglichene Mannschaft mit vier starken Linien und der finnische Weltmeister und Olympiasieger Harri Säteri im Tor. Emotionen sind in diesem Hammerduell zwischen dem Zweiten und Achten garantiert.