«Wollen wieder vermehrt als GC wahrgenommen werden»
13 Verträge laufen bei den Grasshoppers am Ende der Saison aus. Das birgt Risiken, ist aber zugleich eine Chance. Vizepräsident Andras Gurovits äussert sich zur aktuellen Situation und den Visionen.
13 Verträge laufen bei den Grasshoppers am Ende der Saison aus. Das birgt Risiken, ist aber zugleich eine Chance. Vizepräsident Andras Gurovits äussert sich zur aktuellen Situation und den Visionen.
Zwar ist GC Schweizer Rekordmeister im Fussball, der letzte Meistertitel liegt allerdings genau 20 Jahre zurück. 2019 stiegen die Zürcher gar ab, im zweiten Jahr nach der Rückkehr in die Super League liegen sie erneut im hinteren Teil der Rangliste. Der Vorsprung auf den Tabellenletzten Winterthur, am Sonntag im Letzigrund der Gegner, beträgt bloss zwei Punkte.
«Wir sind etwas schlechter unterwegs, als wir erwartet hatten. Ich finde jedoch, dass die Leistungen in den letzten Spielen ziemlich gut waren», sagt Gurovits im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Wenn wir noch etwas solidarischer spielen und effizienter agieren, dann gelingt uns hoffentlich der Turnaround.»
«Interessanter Prozess»
Der Wirtschaftsanwalt hat nach dem Abgang von Präsident Sky Sun Mitte Februar dessen Aufgaben übernommen. Sein Ziel ist klar: «Dass wir wieder vermehrt als Zürcher Klub, als GC wahrgenommen werden, das ist in meinen Augen sehr wichtig. Wir befinden uns aktuell in einem interessanten Prozess, wollen nicht nur zurück zu unseren Wurzeln, sondern transparenter sein und offensiver kommunizieren. Das wurde in der Vergangenheit etwas zu wenig gemacht.»
Sehen das die chinesischen Investoren auch so? «Es laufen gute Gespräche. Wir schauen nochmals von Grund auf an, wohin wir mit diesem Engagement wollen. Das Schwergewicht soll mehr auf das gesetzt werden, was wir wollen. Wir wollen ein Klub sein, der inspiriert. Das braucht allerdings Zeit, denn unser Renommee hat aufgrund von Ausschreitungen in der Abstiegssaison und dem Abstieg massiv gelitten.»
Mehr Identifikationsfiguren
Positiv ist schon einmal, dass das Management nur noch aus Schweizern besteht, das ist sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Zudem bieten die vielen auslaufenden Verträge eine Chance für einen Umbruch. Letztendlich nutzen noch so gute Visionen und Strategien aber wenig, wenn der sportliche Erfolg ausbleibt. «Es zählen Taten, nicht Worte», sagt Gurovits. Er ist sich auch bewusst, dass es mehr Identifikationsfiguren braucht wie zum Beispiel Petar Pusic und Dion Kacuri, die seit dem Alter von zwölf respektive sechs Jahren für den Verein spielen.
Doch wie viel Kompetenzen hat Sportchef Bernt Haas überhaupt? Kann er eigenständige Entscheide treffen oder muss er alles absegnen lassen? «An dem arbeiten wir gerade, dass es föderalistischer wird, wir mehr eigene Möglichkeiten haben», sagt Gurovits. «Er hat jetzt schon viel zu sagen, es gilt aber noch klarer zu definieren, was die Kompetenzen und Verantwortlichkeiten sind.»
Solid aufgestellt
So oder so ist es Gurovits wichtig zu betonen, was die Investoren leisten: «Fussball in der Super League ist nicht billig und bei GC ohne Stadion sowieso nicht. Da braucht es einen starken finanziellen Support, und dieser ist vorhanden. Wir sind diesbezüglich solid aufgestellt.» Dass die Chinesen das Interesse am Verein verlieren könnten, dafür sieht Gurovits derzeit keine Anzeichen. Wenn das mal der Fall sein sollte, ist er von einem sauberen Abgang überzeugt. «Das sind hochanständige Leute, die ein Ehrgefühl haben», sagt Gurovits.
Was das Geld betrifft, ist das fehlende eigene Stadion ein grosses Problem. «Der Letzigrund ist zwar architektonisch schön, aber nicht für den Fussball geeignet. Wir können nichts selber vermarkten, dadurch fehlen uns sicher fünf Millionen Franken pro Saison. Das sollte berücksichtigt werden, wenn man vom sportlichen Misserfolg spricht.» Zwar gibt es nun an den Heimspielen ein GC-Village, mit welchem versucht wird, die Leute zu animieren, «das ist jedoch unter dem Strich nicht das Gleiche», so Gurovits.
Über 30 Nationalitäten im Verein
Dennoch will er nicht jammern, «wir müssen das Beste aus der Situation machen und hoffen, dass der Widerstand gegen das Stadion aufhört.» Es ist mittlerweile das dritte Projekt für eine neue Arena. Zur Erinnerung: Das erste wurde vor 20 Jahren mit einem Ja-Anteil von 63,3 Prozent angenommen. Dennoch kam es nicht zustande.
Dass es immer wieder Einsprachen gab und gibt, findet Gurovits nicht richtig. «In der ganzen Diskussion um das Stadion geht vergessen, dass der FCZ und wir soziale Arbeit leisten. Wir haben über 30 Nationalitäten in unserem Verein. Unser teures Engagement für den Nachwuchs kommt der Allgemeinheit zu Gute, auch wenn wir natürlich nicht nur Wohltäter sind, sondern auch Spieler für die erste Mannschaft entwickeln wollen, das ist klar.»
Apropos Nachwuchs. «Wir müssen dahin kommen, dass die besten Talente wieder zu uns kommen», sagt Gurovits. «Diesbezüglich können wir sicher auch noch besser werden.» Es gibt also viel zu tun bei GC. Zuerst einmal gilt es aber für die Zürcher, sich vom Tabellenende abzusetzen.