Der Aufsteiger verspricht ein Aufbäumen
Aufsteiger Kloten fühlt sich nach seiner formidablen Qualifikation noch nicht gesättigt. Ein nächster Effort ist indes gefordert, um das Saisonende abzuwenden.
Aufsteiger Kloten fühlt sich nach seiner formidablen Qualifikation noch nicht gesättigt. Ein nächster Effort ist indes gefordert, um das Saisonende abzuwenden.
Der verblüffende Qualifikations-Neunte muss am Donnerstag mit einem Heimsieg gegen Bern in den Pre-Playoffs zum 1:1 ausgleichen, um zumindest den Ferienbeginn hinauszuzögern. Und sich ebenso die Chance auf den Viertelfinal-Vorstoss zu wahren.
Während für den SCB die Saison am Dienstag neu begann wie Nationalverteidiger Romain Loeffel gegenüber Keystone-SDA bestätigte, ist für Kloten nach dem souveränen Ligaerhalt alles bloss noch Zugabe. Trat Kloten beim 1:5 in der Bundeshauptstadt unbewusst zu satt auf?
«Nach wie vor ehrgeizig»
Klotens Stürmer Martin Ness verneint: «Wir sind nach wie vor ehrgeizig.» Ness war 2016 noch mit dem SCB Meister, 2018 sowie im Vorjahr stieg er jeweils mit den Rapperswil-Jona Lakers und Kloten in die National League auf. Der knapp 30-jährige schweizerisch-deutsche Doppelbürger ist sich mit seinem Trainer Jeff Tomlinson einig über die Gründe, die zur Lektion in Bern führten.
Laut Tomlinson hätten seine Akteure die scheibenführenden Teamkollegen nicht unterstützt und keine Einheit gebildet. Zudem sei man wiederholt «ein bis zwei Schritte zu spät» gewesen. Das schonungsloses Verdikt des 52-jährigen Kanadiers lautete: «Wir haben uns einschüchtern lassen und bekamen den Hintern versohlt. Wir waren harmlos in den Spezialsituationen, aber auch bei fünf gegen fünf.»
Die Klatsche sei zur Klarsicht besser als eine knappe Niederlage. Denn Tomlinson geht von einem nun völlig entgegen gesetzten Auftreten seiner Mannschaft aus. «Wir haben genug Selbstvertrauen. Die Jungs werden kämpfen, die wollen die Saison nicht so beenden. Sie werden von den Fans nach vorne gepeitscht und verfügen über ausreichend Energie im Tank.»
Auch Hüne Martin Ness (1,90 m/95 kg) kündigt eine Reaktion Klotens an. Nicht nur spielerisch, sondern auch physisch soll dem Favoriten Paroli geboten werden. Eine höhere Intensität mit körperbetonter Spielweise ist gefordert.
Abschieds-Countdown für Tomlinson
Eine Saisonverlängerung wäre auch ein versüsstes Abschiedsgeschenk für Tomlinson selbst. Klotens Erfolgscoach wird mit dem Saisonende aus gesundheitlichen Gründen seinen Posten abgeben. In der Best-of-3-Serie kann nun jedes der maximal zwei verbleibenden Spiele sein letztes an der Bande der Zürcher Unterländer sein.
«Irgendwann wird es das letzte Spiel der Saison sein. Die acht Jahre in der Schweiz waren für mich natürlich schon sehr speziell.» Vor seiner Tätigkeit im Zürcher Unterland hatte er 2018 die Rapperswil-Jona Lakers zum Cupsieg sowie ebenfalls in die National League zurückgeführt – in einer denkwürdig-dramatischen Ligaqualifikation über sieben Spiele gegen Tomlinsons heutigen Arbeitgeber Kloten.
In einer Berater-Funktion wird Tomlinson dem Klub in der neuen Saison erhalten bleiben. «Es liegt mir am Herzen, dass Kloten den nächsten Schritt machen kann. Ich möchte nicht ein Kartenhaus hinterlassen, sondern ein stabiles Fundament. Ich denke, es braucht ein paar Verstärkungen, und die richtigen Leader müssen gehalten werden. Dazu müssen die Jungen den nächsten Schritt tun.»
Mit dem neuen Trainer werde die Art seiner Funktion definiert. «Ich bin dann einfach dankbar, wenn ich irgendeine Rolle haben kann. Denn ich werde nicht daheimsitzen können und Däumchen drehen.» Auch deshalb möchte Tomlinson in der Gegenwart nochmals angreifen. «Ich möchte unbedingt am Samstag nach Bern zurückkehren.»
Er ist überzeugt, dass sein Team nochmals eine Schippe drauf legen wird. Und Tomlinson weiss, wie man als Teamverantwortlicher ein Pre-Playoff gewinnt. In der DEL, das diese Formel schon viele Jahre vor der Schweiz (2021) eingeführt hatte, konnte sich Tomlinson 2012 beispielsweise mit der Düsseldorfer EG gegen Iserlohn mit 2:0 Siegen durchsetzen.
Jenes Duell stand allerdings im Vergleich zur Schweizer Aktualität unter umgekehrten Vorzeichen. Mit dem achtfachen Meister DEG coachte Tomlinson damals «den Grossen». Beim Kampf zwischen dem 16-fachen Meister Bern und Kloten (gewann 1996 seinen fünften und letzten Meistertitel) verhält es sich umgekehrt.