Roman Josi: «Es ist keine einfache Zeit»
Roman Josi hat aufwühlende Tage hinter sich. Die mentale Stärke hilft dem 32-jährigen Verteidiger der Nashville Predators, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Roman Josi hat aufwühlende Tage hinter sich. Die mentale Stärke hilft dem 32-jährigen Verteidiger der Nashville Predators, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Josi bezeichnet Nino Niederreiter als «einen seiner besten Freunde». Die beiden lernten sich im U16-Nationalteam kennen und schätzen. An Weltmeisterschaften teilten sie mehrmals das Zimmer, auch in der Freizeit unternahmen sie viel zusammen. Umso grösser war die Freude, als der Churer Stürmer im letzten Sommer bei Nashville, wo Josi seit 2017 als Captain amtet, einen Zweijahres-Vertrag erhielt. Damit ging für die beiden ein Traum in Erfüllung.
«Er war hier ein Teil unserer Familie, mein (zweijähriger) Sohn hat ihn extrem gerne», sagt der seit vergangenem Juli zweifache Vater in der Garderobe der Predators im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Von daher war Josi geschockt, als er von Niederreiters Wechsel zu den Winnipeg Jets für einen Zweitrunden-Pick im NHL-Draft 2024 erfuhr. «Das war sehr emotional. Es war eine unglaublich schöne Zeit mit ihm, ich bin sehr dankbar, dass wir zusammenspielen konnten.»
Nebst Niederreiter gab Nashville mit Tanner Jeannot und Mikael Granlund zwei weitere Stürmer ab – wie auch Mathias Ekholm, einen langjährigen Verteidiger der Predators. Obwohl Josi der Leader der Mannschaft ist, weiss er nicht, was genau hinter den Kulissen besprochen wird. Die Zeichen sind jedoch klar, die Verantwortlichen streben einen Umbruch an, wollen das Team verjüngen. Dies, obwohl Nashville nach wie vor mit den Playoffs liebäugeln kann. «Es ist sicher keine einfache Zeit. Ich konzentriere mich jedoch aufs Eishockey, den Rest kann ich nicht wirklich kontrollieren», sagt Josi.
Abschalten im Kreis der Familie
Zupass kommt ihm die Gelassenheit, die er auch von seinem Vater hat. Zudem arbeitet er diesbezüglich an sich. «Es ist manchmal ein stressiger Job, von daher ist es wichtig, zur Ruhe zu kommen», sagt Josi. Seit fünf Jahren arbeitet er mit einem Mentaltrainer zusammen: «Das hat mir extrem geholfen». Ausserdem habe er viele Bücher darüber gelesen. Und dann hilft die Familie beim Abschalten. «Egal ob wir gewonnen oder verloren haben, wenn ich nach Hause komme, zählt nur sie. Die Familie ist das Wichtigste für mich.» Vor Partien in der heimischen Arena schläft er nun weniger lang, um noch mit den Kindern spielen zu können.
Seit Ende Dezember des vergangenen Jahres ist Josi der ewige Topskorer der Predators. Mit 17 Toren und 39 Assists in 61 Begegnungen ist er diesbezüglich auch in der laufenden Meisterschaft die Nummer 1 des Teams. Wie zufrieden ist er mit seinen bisherigen Leistungen in dieser Saison? «Am Anfang war es ein Auf und Ab. In der zweiten Hälfte lief es mir viel besser, ich spiele nun konstanter.» Warum es der Mannschaft bislang an der nötigen Konstanz fehlt, «das versuchen wir schon die ganze Saison herauszufinden.» Jeder müsse selber in den Spiegel schauen und für sich einen Weg finden, regelmässig das Potenzial abzurufen.
Klare Meinung in der Ausländer-Debatte
Apropos Potenzial. Josi ist Mitbesitzer des SC Bern, der trotz einer deutlichen Aufwertung des Kaders in der Qualifikation erneut enttäuschte. «Ich verfolge den SCB zwar, bin aber zu weit weg, um genau Bescheid zu wissen. Ab und zu höre ich etwas von meinem Vater (dieser vertritt seinen Sohn im Verwaltungsrat der Berner).»
Eine klare Meinung hat Josi zur Erhöhung der Ausländerzahl in der National League: «Ich bin überhaupt kein Fan davon. Für das Schweizer Eishockey ist es wichtig, dass die jungen Spieler viel Eiszeit bekommen.» Er habe bei sich selber gesehen, wie viel das bringt. «Es hat mir in meiner Entwicklung extrem geholfen, dass ich früh eine gute Rolle erhielt. Mit sechs Ausländern hätte ich diese Chance wohl nicht bekommen», ist sich Josi bewusst. Dann wäre er heute kaum einer der besten Verteidiger der Welt.
Wiedersehen an der WM?
Was Niederreiter betrifft, könnten die zwei Freunde schon bald wieder vereint sein, nämlich dann, wenn sowohl Nashville als auch Winnipeg die NHL-Playoffs verpassen sollten oder in diesen früh ausscheiden. Dann würden beide, falls es die Gesundheit zulässt, an der WM in Riga und Tampere teilnehmen. Es wäre zumindest ein schönes Trostpflaster.