Wunden lecken nach dem Cup-Out
Nach dem Aus im Cup-Viertelfinal wird der FC St. Gallen ziemlich sicher auch in dieser Saison ohne Titel bleiben. In der Ostschweiz leckt man die Wunden.
Nach dem Aus im Cup-Viertelfinal wird der FC St. Gallen ziemlich sicher auch in dieser Saison ohne Titel bleiben. In der Ostschweiz leckt man die Wunden.
Kein Schock sei es gewesen, aber eine grosse Enttäuschung. Zwei Tage nach der 1:2-Heimniederlage gegen Basel blickte Trainer Peter Zeidler selbstkritisch auf die Partie zurück. «Dass wir ausgeschieden sind, lag zum einen am starken Gegner, aber auch an uns selbst. Wir konnten dem Spiel nicht den Stempel aufdrücken.» In der Offensive wurden nur wenige Chancen generiert, mit dem Ballbesitz wusste man oft zu wenig anzufangen. Die einzige Hoffnung war, sich ins Penaltyschiessen zu retten und dort aufs nötige Glück zu hoffen. Das blieb der Mannschaft jedoch verwehrt.
Der 60-jährige Deutsche hob hervor, dass das Team noch nicht auf dem Level sei, das er sich wünsche. Spieler wie Isaac Schmidt, Emanuel Latte Lath oder Julian von Moos sind gerade erst von Verletzungen zurückgekehrt. Derweil war mit Captain und Antreiber Lukas Görtler kurz vor dem Cup-Duell eine wichtige Teamstütze ausgefallen. Allein der Personalsituation die Schuld zu geben, würde jedoch zu kurz greifen. Beim Spiel am Mittwoch wurde dem Team – ähnlich wie bereits beim 1:5 gegen YB – die Grenzen aufgezeigt.
Der grosse Coup fehlt
In einer Liga mit Unruheherden allenthalben bildet der FC St. Gallen mit seiner besonnen Vereinsführung und Kontinuität im Team – gemeinsam mit YB – die Ausnahme. Das wurde mit Teilerfolgen belohnt, die das Team zuletzt feiern konnte. 2020 sorgte man für den spannendsten Titelkampf seit gut zehn Jahren und belegte mit acht Punkten Rückstand auf Meister YB den 2. Platz. 2021 und 2022 stiessen die Ostschweizer bis in den Cupfinal vor, in dem sie jedoch erst an Luzern, dann an Lugano scheiterten.
Zwei Vereine auf Augenhöhe, die ein ähnliches Schicksal teilen wie die St. Galler. In der Liga sind sie klassische Mittelfeld-Teams; für den ganz grossen Coup fehlen ihnen die Mittel. An guten Tagen können sie jedoch allen Konkurrenten gefährlich werden.
Umso schmerzhafter ist das Aus im Cup: Der Wettbewerb stellt auch für den FCSG jährlich die beste Chance auf einen Titel dar. Und auf einen solchen wartet der älteste Verein der Schweiz nun seit mehr als zwei Jahrzehnten. Die Meisterschaft gewann er zwei Mal (1904 und 2000), den Cup erst ein Mal (1969).
Fokus auf den Platz hinter YB
Gerade Zeidler hatte immer wieder betont, dass der Cup ein ganz wichtiger Wettbewerb für das Team sei. Das Ausscheiden bezeichnete er daher als Zäsur in der Saison. Ein grosses Ziel wurde nicht erreicht. Und nun?
Einen Titel wird das Team in dieser Saison kaum mehr gewinnen – in der Meisterschaft ist der Rückstand auf den souveränen Leader YB zu gross. Es bleibt der Kampf um den 2. Platz. Dieser ist in dieser Saison mehr wert als zuletzt. Nach drei Jahren Unterbruch berechtigt die Position direkt hinter dem Meister wieder zur Teilnahme an der Qualifikation für die Champions League.
Der Rückstand aufs zweitplatzierte Servette beträgt derzeit zwei Punkte. Zeidler rechnet aber fest damit, dass Teams wie Lugano oder Basel ebenfalls ein Wort um den lukrativen Tabellenplatz mitreden werden. Da diese beiden noch im Cup vertreten sind – Basel spielt sogar noch europäisch -, hat St. Gallen den womöglich entscheidenden Vorteil, sich nun ganz auf die Meisterschaft fokussieren zu können.
In dieser empfängt das Team am Sonntag GC. Auch das sei kein einfacher Gegner, hielt Zeidler fest. «Aber nach der Enttäuschung vom Mittwoch sind wir umso mehr gewillt, in der Meisterschaft eine Antwort zu geben.»