WM im Bergtal und Dreiländereck
Das slowenische Planica ist erstmals Austragungsort einer nordischen Ski-WM. Eine Ortschaft Planica gibt es aber nicht, nur ein Bergtal in der nordwestlichsten Ecke Sloweniens.
Das slowenische Planica ist erstmals Austragungsort einer nordischen Ski-WM. Eine Ortschaft Planica gibt es aber nicht, nur ein Bergtal in der nordwestlichsten Ecke Sloweniens.
Viel idyllischer geht eigentlich nicht. Im kleinen Alpental Planica im Norden des Nationalparks Triglav sagen sich üblicherweise Fuchs und Hase gute Nacht – ausser, wenn gerade die Skispringer auf Rekordjagd gehen. Einen Ort Planica gibt es nicht, nur ein Nordischzentrum. 2015 kam zu den acht (!) Schanzen aller Grössen ein Langlaufstadion dazu – und daher nun erstmals eine Weltmeisterschaft.
Die idyllische Umgebung auf rund 900 Metern über Meer passt zu Slowenien, das als 13. Land eine nordische Ski-WM ausrichtet. Mit knapp der halben Fläche der Schweiz und gut 2,1 Millionen Einwohnern ist die ehemalige Teilrepublik Jugoslawiens auch mit Abstand der kleinste WM-Ausrichter.
Planica liegt ganz im Nordwesten Sloweniens in einem Dreiländereck. Mittelpunkt der WM abseits der Wettkampfstätten ist das aus dem alpinen Ski-Weltcup bekannte, rund acht Kilometer entfernte Kranjska Gora, wo die Medaillenfeiern stattfinden werden. Wie eng hier alles vernetzt ist, zeigen die Schweizer Athleten. Die Langläufer sind fünf Kilometer ennet der Grenze im italienischen Tarvisio untergebracht, die Skispringer logieren rund eine halbe Stunde entfernt und durch den Wurzenpass getrennt im österreichischen Villach.
Bekannt wurde Planica schon zu jugoslawischen Zeiten durch seine Skisprungschanzen. Hier wurden die erste Sprünge auf mehr als 90 m (Birger Ruud 1934), 100 m (Sepp Bradl 1936) sowie 200 m (Toni Nieminen 1994) gestanden. Über 30 Weltrekorde kamen auf der aktuell allerdings «nur» noch zweitgrössten Schanze der Welt zustande. 1972 wurde Walter Steiner, der legendäre «Vogelmensch» aus dem Toggenburg, in Planica erster Skiflug-Weltmeister – vor 110’000 Zuschauern an drei Tagen.
Auch in den nächsten zehn Tagen werden die Skispringer die grossen (und wohl einzigen) Hoffnungsträger der Slowenen auf Edelmetall sein. An der Nordisch-WM wird die Skiflugschanze jedoch nicht benutzt, Medaillen gibt es auf der Gross- und der Normalschanze. Gleich daneben liegt das Zielgelände der verschiedenen Langlaufstrecken, es wird also eine WM der kurzen Wege.