Erdbebenhilfe für Syrien auf «kritisch niedrigem Niveau»
Die Hilfe kommt an, aber es reich längst nicht aus: Neun Tage nach den verheerenden Beben ist der Bedarf nach Hilfsgütern in Syrien riesig. «Trotz der Ankunft von 90 Hilfs-Transportern sinkt die Menge der humanitären Mittel in Lagerhäusern in Syrien auf ein kritisch niedriges Niveau», schrieb Samantha Power, Chefin der US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit und Nothilfe (USAID), am Mittwoch bei Twitter. 350 000 Menschen seien allein in Syrien nach jüngsten Schätzungen vertrieben worden - in einem Land mit ohnehin rund 6,5 Millionen Vertriebenen landesweit.
Die Hilfe kommt an, aber es reich längst nicht aus: Neun Tage nach den verheerenden Beben ist der Bedarf nach Hilfsgütern in Syrien riesig. «Trotz der Ankunft von 90 Hilfs-Transportern sinkt die Menge der humanitären Mittel in Lagerhäusern in Syrien auf ein kritisch niedriges Niveau», schrieb Samantha Power, Chefin der US-Behörde für Entwicklungszusammenarbeit und Nothilfe (USAID), am Mittwoch bei Twitter. 350 000 Menschen seien allein in Syrien nach jüngsten Schätzungen vertrieben worden - in einem Land mit ohnehin rund 6,5 Millionen Vertriebenen landesweit.
Nach der Katastrophe mit inzwischen 40 000 bestätigten Todesopfern schwinden die Hoffnungen, noch Überlebende zu finden, immer weiter. Dennoch werden die Such- und Rettungsarbeiten fortgesetzt. In der stark betroffenen Provinz Hatay in der Türkei begannen unterdessen auch Aufräumarbeiten, wie eine Reporterin des Staatssenders TRT berichtete. Dem Sender zufolge wurde zudem eine 45-Jährige am Mittwochmorgen in der Provinz Kahramanmaras lebend gerettet. Sie war demnach 222 Stunden lang verschüttet. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.
Zwei Brüder, die Berichten zufolge am Dienstagmorgen gerettet wurden, erzählten unterdessen türkischen Medien, wie sie so lange unter den Trümmern überleben konnten. Demnach hatten sie Zugang zu Proteinpulver, das sie in ihrem eigenen Urin aufgelöst hätten. So berichtete es etwa der Sender CNN Türk.
Am frühen Montagmorgen vor einer Woche hatte ein erstes Beben der Stärke 7,7 um 2.17 Uhr (MEZ) die Südosttürkei erschüttert, Stunden später folgte ein zweites schweres Beben der Stärke 7,6.
Mittlerweile wenden sich die Überlebenden auch der Aufgabe zu, soweit möglich noch ein paar Andenken und Erinnerungsstücke aus den Trümmern zu retten. In der syrischen Provinz Latakia suchten Dutzende nach persönlichem Besitz unter den Trümmern. «Wir suchen nach Erinnerungsstücken, die wir in 30 Sekunden verloren haben beim kompletten Einsturz des Hauses», sagte Ahmed Ragab.
«Unsere Wohnung lag im zweiten Stock. Von den Möbeln, die wir über 30 Jahre angesammelt haben, möchte ich nichts. Ich will nur die Fotoalben», sagte Sainab Ali an der Seite ihres 15 Jahre alten Sohnes. «Seit ich Kind war, liebte ich es, Fotos zu machen. Ich habe Hunderte Fotos meiner Kinder, von mir als Kind, Andenken an die Schule und Universität, meine Hochzeitsfotos», sagte sie unter Tränen. «Ich hoffe, ich kann ein paar dieser Alben finden», sagte Ali. «Nach diesem Erdbeben haben wir unsere Vergangenheit verloren.»
Die Provinz Latakia am Mittelmeer zählt wie Aleppo und Idlib zu den Gebieten im Norden Syriens, die besonders schwer von den Erdbeben getroffen wurden. 140 000 Menschen haben nach offiziellen Angaben dort ihr Zuhause verloren. Latakia zählt zum Herzland der Regierung von Präsident Baschar al-Assad, die etwa zwei Drittel des Bürgerkriegslandes kontrolliert. Humanitäre Hilfe kommt hier unter anderem von UN-Behörden wie dem Welternährungsprogramm (WFP) sowie aus Ländern, die mit der Assad-Regierung verbündet sind, darunter Russland.
Alleine in der Türkei kamen mehr als 35 000 Menschen ums Leben, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. Aus Syrien wurden zuletzt 5900 Tote gemeldet. In der Türkei werden noch mehr als 13 000 Verletzte in Krankenhäusern behandelt, wie Erdogan am Dienstagabendabend sagte. Rund 1,6 Millionen Menschen lebten in Notunterkünften. Etwa 600 000 Menschen seien evakuiert worden oder hätten selbstständig die Region verlassen. Tausende in der Grenzregion werden noch vermisst.