Bündner Kindergärten schicken Kinder eine Woche auf die Piste
In Graubünden ist Skifahren nicht nur Kulturgut, sondern auch Teil des Lehrplans. Dafür werden Kindergartenkinder für eine Unterrichtswoche auf die Skier geschickt.
In Graubünden ist Skifahren nicht nur Kulturgut, sondern auch Teil des Lehrplans. Dafür werden Kindergartenkinder für eine Unterrichtswoche auf die Skier geschickt.
Rund 1200 Kinder im Alter von fünf und sechs Jahren gehen in der aktuellen Wintersaison staffelweise eine Woche auf die Piste. Dafür werden einige von ihnen jeden Morgen von einem Bus abgeholt und in ein nahegelegenes Skigebiet gefahren.
Dort werden die Fünf- und Sechsjährigen in Gruppen von je zwölf Kindern eingeteilt und von Skilehrerinnen und Skilehrern unterrichtet. 79 Kindergärten setzten im letzten Jahr die seit 2016 bestehende kantonale Empfehlung «Kindergarten Skiwoche» um.
In Graubünden seien Schneesportgelegenheiten, sofern sie sich nicht sogar im gleichen Ort befinden, innerhalb von 15 Minuten erreichbar, schrieb das kantonale Amt für Volksschule und Sport (AVS) dazu auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
«Hohe volkswirtschaftliche Bedeutung»
Das Amt verwies zudem auf die wirtschaftliche Bedeutung der Skigebiete: «Der Tourismus hat eine hohe volkswirtschaftliche Bedeutung für den Kanton.» Über 30 Prozent der Bruttowertschöpfung und der Beschäftigung seien auf den Tourismus zurückzuführen. Davon wiederum würden 70 Prozent auf den Wintertourismus entfallen.
Daher erachte es das AVS trotz Klimaerwärmung und dem zunehmend schwindenden Schnee gerechtfertigt, dass Bündner Kindergartenkinder mit diesem Thema in Kontakt kommen.
«Selbstverständlich zeitgemäss»
Auch der Präsident des kantonalen Schulbehördenverbands Christian Kasper betonte auf Anfrage, die Skiwoche für Kindergartenkinder sei «selbstverständlich zeitgemäss». Solange die Angebote bestünden, sollten sie auch genutzt werden. In Graubünden habe Schneesport eben einen sehr hohen Stellenwert.
Deshalb ist das Skifahren auch die einzige Sportart, der eine ganze Unterrichtswoche gewidmet wird. Andere Bewegungsgrundformen werden in den normalen Sportunterricht integriert, wie es beim Kanton hiess.
Eltern müssen Skiausrüstung zahlen
Eine einwandfreie Skiausrüstung und ein Unkostenbeitrag sind bei den Skiwochen Pflicht und müssen von den Eltern bezahlt werden. Das kantonale Amt für Volksschule und Sport (AVS) schrieb dazu, dass gemäss einem Bundesgerichtsentscheid von 2017 eine Kostenbeteiligung für obligatorische Ausflüge und Lager von 16 Franken pro Tag, also 80 Franken pro Woche und Kind, Familien zugemutet werden kann.
Neben Beiträgen des Bundes von rund 50’000 Franken werden die Skiwochen zusätzlich mit 36’000 Franken aus der Kantonskasse und individuellen Beiträgen aus den Gemeinden finanziert.
Zugang zum Kulturgut Schneesport
Es gehe dabei darum, allen Kindern einen Zugang zum Kulturgut Schneesport zu schaffen, schrieb das AVS weiter. Der Kompetenzbereich «Gleiten, Rollen, Fahren» sei Teil des Lehrplans im Fach Bewegung und Sport.
Der Lehrplan 21 halte dazu ausdrücklich fest, dass die Kinder je nach lokalen Gegebenheiten diese Erfahrungen auch auf den Skis oder dem Snowboard sammeln sollen. In Graubünden seien diese Gegebenheiten eben gewährleistet.