MASI Lugano zeigt Farbaufnahmen von Werner Bischof
Das Museo d'arte della Svizzera italiana (MASI) in Lugano zeigt die Ausstellung «Werner Bischof. Unseen Colour»: Der weltberühmte Zürcher Fotograf (1916-1954) ist bekannt für seine Schwarz-Weiss-Reportagen - diesmal dominiert die Farbe.
Das Museo d'arte della Svizzera italiana (MASI) in Lugano zeigt die Ausstellung «Werner Bischof. Unseen Colour»: Der weltberühmte Zürcher Fotograf (1916-1954) ist bekannt für seine Schwarz-Weiss-Reportagen - diesmal dominiert die Farbe.
Die in Zusammenarbeit mit der Fotostiftung Schweiz in Winterthur organisierte Ausstellung, die nach der Zeit im MASI auch dort zu sehen sein wird, beleuchtet damit einen neuen Aspekt von Bischofs Fotografie, wie die Organisatoren an der Medienkonferenz vom Donnerstag mitteilten.
Anwesend war Bischofs ältester Sohn Marco, der sichtlich begeistert die Geheimnisse dieses «verborgenen Schatzes» lüftete, den er im Archiv seines Vaters entdeckt hatte. Im MASI werden zum ersten Mal überhaupt 100 digitale Farbabzüge von Originalnegativen aus den Jahren 1939 bis 1950 gezeigt, die zu diesem Anlass restauriert wurden.
Farbiger «Schatz»
Auch die Ausstellungskuratorin Ludovica Introini bezeichnete Bischofs Farbfotos als die Entdeckung eines «Schatzes». 2016 durchforstete Marco Bischof das Archiv seines Vaters und fand Hunderte von Glasplattennegativen im Format 6,5 x 9 cm, die er zunächst für Schwarz-Weiss-Fotos hielt.
Für jedes Foto gab es drei scheinbar identische Negative. Die Überraschung kam erst zum Vorschein, als er diese genauer analysierte und entdeckte, dass sie «unterschiedliche Intensitäten aufwiesen, wie Schichten eines einzigen Bildes, aus deren Überlagerung sich das Farbfoto ergibt», heisst es in den Aufzeichnungen eines Gesprächs zwischen Marco Bischof, Ursula Heidelberg vom Laboratorium in Zürich und Rolf Veraguth, Fotograf und Experte für Fototechnik. Letztere waren jeweils für «die Interpretation der Bilder und den Druck der Belichtungsfotos» und «die Rekonstruktion und das Scannen der Negative» verantwortlich.
Experimentieren mit Farben
Die Ausstellung ist in drei Teile gegliedert, so wie die drei Kameras, mit denen Bischof diese noch nie dagewesenen Farbfotografien gemacht hat: eine Devin Tri-Colour Camera, eine Rolleiflex und eine Leica, die ebenfalls ausgestellt sind. Jede hat ihre Eigenheiten und erlaubt dem Fotografen, mit Farben zu experimentieren.
Besonders auffallend sind die Aufnahmen, die Bischof zwischen 1939 und 1949 mit der Devin Tri-Colour Camera machte, einer sperrigen und sehr teuren Kamera, die ihm der Verleger der Zeitschrift «Du» Conzett & Huber geschenkt hatte. Die Kamera, die mit Glasplatten arbeitet, garantiert eine hohe Auflösung.
Die ersten Fotos dieser Sektion bestechen durch ihre leuchtenden Farben, ihre Formen und ihre Modernität. Es sind Studiofotos, ein Experiment mit Farben für Bischof, der eine Katze, einen Apfel oder eine Blume fotografiert: alles gewöhnliche Dinge, die aber durch das besondere Format fremd wirken.
Die schwierigste Herausforderung des Projekts war die Suche nach den Originalfarben, so die Organisatoren.
Die andere Seite eines Reporters
Bischof habe es verstanden, «das Potenzial der Farbe als Ausdrucksmittel zu begreifen und sie zu einem grundlegenden Bestandteil seines kreativen Prozesses zu machen», heisst es in einer Mitteilung des Museums.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs verliess Bischof sein Fotostudio, um in die Praxis zurückzukehren und deutsche Städte der Nachkriegszeit zu fotografieren – diesmal in Farbe. Diese Bilder aus dem Jahr 1946 «vermitteln dank des studierten Bildausschnitts eine Atmosphäre des Schwebens, die in starkem Kontrast zu den Details und den lebhaften Farben steht», heisst es weiter.
Ende der 1940er und Anfang der 1950er Jahre griff Bischof zur Rolleiflex-Kamera, die ihm mit ihren charakteristischen quadratischen Negativen künstlerische Aufnahmen ermöglichte, darunter «Regenschirm aus Pergamentpapier, Kyoto, Japan» (1951). Das Bild zeigt einen gelben Regenschirm, der im Schlamm liegt. Hier ist der Kontrast durch die Verwendung von Farben stark, auch die Komposition des Fotos ist gut durchdacht: der Blick richtet sich auf das Objekt. Bischof lebte ein ganzes Jahr in Japan, einem Land, dem er sehr verbunden war.
Die letzte Reise
Die kleine und vielseitige Leica war die ideale Reisebegleiterin, mit der Bischof 1953 den amerikanischen Kontinent von Nord nach Süd erkundete: Von New York über Peru bis zur Farbenpracht Mexikos mit einem Besuch im Haus der Malerin Frida Kahlo.
Am 16. Mai 1954 kam Bischof im Alter von nur 38 Jahren bei einem Autounfall in den peruanischen Anden ums Leben und hinterliess den kleinen Marco und seine Frau Rosellina, die neun Tage später in Zürich ihren zweiten Sohn Daniel zur Welt brachte.
Die Ausstellung, die vom 12. Februar bis zum 2. Juli zu sehen ist, ist ein Projekt des MASI Lugano und des Werner Bischof Estate. Die Ausstellung wird an diesem Samstag um 18.00 Uhr eröffnet, der Eintritt ist frei.