USA schiessen chinesischen Ballon ab
Nach tagelanger Beobachtung haben die USA einen mutmasslichen Spionageballon aus China über dem Meer vor der Küste des Bundesstaats South Carolina abgeschossen.
Nach tagelanger Beobachtung haben die USA einen mutmasslichen Spionageballon aus China über dem Meer vor der Küste des Bundesstaats South Carolina abgeschossen.
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bestätigte am Samstag, US-Kampfflugzeuge hätten auf Anweisung des US-Präsidenten Joe Biden «den von der Volksrepublik China gestarteten und ihr gehörenden Überwachungsballon» im amerikanischen Luftraum erfolgreich zum Absturz gebracht. Die USA bezichtigten China der Spionage mit dem Ballon. Peking weisst die Vorwürfe entschieden zurück.
Biden erklärte am Samstag vor Reportern im US-Bundesstaat Maryland, er habe den Befehl zum Abschuss schon mehrere Tage vorher erteilt. Er habe bereits am Mittwoch, als er über den Ballon informiert worden sei, angeordnet, das Flugobjekt «so schnell wie möglich» abzuschiessen. Ein Risiko für die Menschen am Boden sollte ausgeschlossen werden. Daher sei entschieden worden, das Flugobjekt erst über dem Wasser innerhalb des US-Hoheitsgebiets abzuschiessen.
Austin sagte, man sei nach sorgfältiger Analyse zu dem Schluss gekommen, dass ein Abschuss des Ballons über Land aufgrund der Grösse und Höhe des Ballons und seiner Last zu gefährlich sei. Man habe deshalb entschieden, den Ballon sicher über US-Hoheitsgewässern abzuschiessen. Die Massnahme sei in Zusammenarbeit mit Kanada durchgeführt worden. China habe mit dem Ballon versucht, strategische Standorte auf dem amerikanischen Festland zu überwachen, betonte er. Er sprach von einer «inakzeptablen Verletzung» der Souveränität der USA.
Ein hochrangiger Vertreter des Pentagons erklärte am Samstag vor Journalisten, dass die Bergung des Ballons bereits in vollem Gange sei. «Wie lange es dauern wird, steht noch nicht fest», sagte er. Die Trümmer befänden sich in relativ flachem Wasser, was die Bergung «ziemlich einfach machen wird», hiess es weiter. Der Ballon sei schon seit einiger Zeit beobachtet und verfolgt worden. Er sei bereits am 28. Januar über Alaska aufgetaucht, am 30. Januar über Kanada und am 31. Januar über dem US-Bundesstaat Idaho aufgetaucht.
Das US-Verteidigungsministerium hatte am Donnerstagabend die Sichtung des chinesischen Ballons publik gemacht. Der Ballon war an verschiedenen Orten gesichtet worden, unter anderem im US-Bundesstaat Montana nahe einer US-Luftwaffenbasis, wo mit Atomsprengköpfen bestückte Interkontinentalraketen lagern. Am Samstag berichteten Augenzeugen, sie hätten den Ballon im US-Bundesstaat North Carolina im Osten der USA gesichtet. Auf Fernsehbildern und in Videos von Augenzeugen war zu sehen, wie der weisse Ballon dann in der Luft getroffen wurde und abstürzte.
Die US-Flugaufsichtsbehörde FAA hatte den Flugverkehr in den US-Bundesstaaten North und South Carolina «wegen nationaler Sicherheitsmassnahmen» am Samstag vorübergehend eingeschränkt. Nach dem Abschuss des Ballons wurde der Luftraum wieder freigegeben.
US-Aussenminister Blinken hatte als Reaktion seinen eigentlich für Sonntag erwarteten Besuch in Peking bereits am Freitag abgesagt. Er hatte das Eindringen des Ballons in den Luftraum der USA als «inakzeptabel» und «unverantwortlich» bezeichnet. China sprach dagegen von einem Forschungsballon, der durch «höhere Gewalt» vom Kurs abgekommen sei.
Es wäre der erste Besuch eines US-Aussenministers in China seit 2018 gewesen. Nach Medienberichten hätte Blinken auch von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping empfangen werden sollen. Zwar waren die Erwartungen an den Besuch nicht gross, doch gab es Hoffnungen, dass er zu einer Beruhigung in den turbulenten und schwierigen Beziehungen führt.
Ballons gelten als wichtige Beobachtungsplattformen. Anders als Satelliten können sie an einer Stelle bleiben, müssen nicht eine neue Runde um die Erde drehen, um weitere Bilder zu machen, wie Experten schilderten. Sie könnten aus grösserer Nähe beobachten, seien für Radar schwer zu entdecken. Auch könnten sie Kommunikation abfangen. Die Navigationsmöglichkeiten seien heute deutlich verbessert, so dass sie nicht mehr allein vom Wind abhingen.