Pakistans Ex-Militärmachthaber Musharraf gestorben
Der frühere pakistanische Präsident und Militärmachthaber Pervez Musharraf ist tot. Er starb am Sonntag in Dubai nach langer Krankheit, wie seine Familie der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Musharraf wurde 79 Jahre alt.
Der frühere pakistanische Präsident und Militärmachthaber Pervez Musharraf ist tot. Er starb am Sonntag in Dubai nach langer Krankheit, wie seine Familie der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Musharraf wurde 79 Jahre alt.
2018 wurde bei Musharraf die chronische Stoffwechselkrankheit Amyloidose diagnostiziert. Seit vergangenem Jahr wurde er seiner Familie zufolge beatmet.
Wie die dpa aus Familienkreisen erfuhr, soll Musharraf in Pakistan beerdigt werden. Weitere Details zu der Beisetzung waren noch nicht bekannt.
Pakistans Premierminister Shehbaz Sharif sprach der Familie des Verstorbenen sein Beileid aus. «Möge die verstorbene Seele in Frieden ruhen», schrieb er auf Twitter. Auch der Parteichef der oppositionellen PTI, Fawad Hussain, drückte sein Bedauern aus und nannte Musharraf eine «grossartige Person».
Der indische Politiker Shashi Tharoor schrieb auf Twitter über Musharraf: «Einst ein unerbittlicher Feind Indiens, wurde er zwischen 2002 und 2007 zu einer echten Kraft für den Frieden».
In Pakistan gilt Musharraf seit seinem Putsch als Armeechef gegen den damaligen Premierminister Nawaz Sharif 1999 jedoch als kontroverse Figur. Nach Sharifs Absetzung regierte Musharraf Pakistan selbst als Militärmachthaber bis 2008. Seinen Putsch hatte Musharraf damit verteidigt, dass Sharif die Armee habe schwächen wollen.
Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in New York und Washington schloss sich Musharraf dem von US-Präsident George W. Bush geführten Antiterrorkampf an. Aus Sicht der einflussreichen Islamisten im Land wurde Musharraf damit zum Verräter – mehrere Mordanschläge und Todesdrohungen durch die Taliban folgten. Obwohl er sich offiziell auf die Seite der USA stellte, liess Musharraf religiöse Extremisten lange Zeit weitgehend unbehelligt. Das stellte Pakistan damals wie heute in Verdacht, beide Seiten gegeneinander auszuspielen.
Acht Jahre nachdem Musharraf sich selbst zum Regierungschef des Landes erklärt hatte, brach 2007 eine neue Krise aus, als er dem Land den Notstand auferlegte. In dieser Zeit wurden mehrere Richter, darunter der Oberste Richter, festgenommen. 2008 kündigte Musharraf schliesslich freie Parlamentswahlen an, die zum Sieg der Opposition führten, im gleichen Jahr ging er ins Exil. 2013 kehrte er nach Pakistan zurück.
2014 folgte eine Anklage gegen ihn wegen Hochverrats. Ihm wurde vorgeworfen, mit der Verhängung des Ausnahmezustandes 2007 die Verfassung ausser Kraft gesetzt zu haben. Musharraf wies die Vorwürfe als politisch motiviert zurück. 2016 wurde ihm gestattet, das Land zu verlassen, um sich in Dubai medizinisch behandeln zu lassen. Zuvor hatte er versprochen, sich nach seiner Rückkehr allen Vorwürfen zu stellen.
Im Dezember 2019 verurteilte ein Sondergericht in der Hauptstadt Islamabad Musharraf überraschend zum Tode. Das Urteil wurde aber bereits weniger als einen Monat später wieder aufgehoben. In seine Heimat kehrte er nicht mehr zurück.
Der grosse Einfluss des Militärs auf das politische Geschehen ist in dem südasiatischen Land nichts ungewöhnlich. Generäle haben Pakistan fast die Hälfte seines Bestehens regiert, seit es 1947 die Unabhängigkeit erlangte.