Museum zeigt letzte von Franz Gertsch mitkuratierte Ausstellung
Es ist die letzte von Künstler Franz Gertsch (1930-2022) mitgeplante Ausstellung: «Farbproben» (28.1.-18.6.). Gezeigt wird eine Auswahl seiner Druckproben, kleinformatige Farbmuster, die sich beim Betrachten zu faszinierenden Welten entwickeln.
Es ist die letzte von Künstler Franz Gertsch (1930-2022) mitgeplante Ausstellung: «Farbproben» (28.1.-18.6.). Gezeigt wird eine Auswahl seiner Druckproben, kleinformatige Farbmuster, die sich beim Betrachten zu faszinierenden Welten entwickeln.
Steht man in grösserer Entfernung vor den Werken, so wirken einige von ihnen wie Ausschnitte von Fotografien: Die Farbprobe für Gertschs «Natascha IV» (1987-1988) beispielsweise, auf der nur ein Büschel Haare zu sehen ist. Oder das Muster für «Dominique» (1988), das lediglich ein Auge zeigt, mit Wimpern, so präzise wie in echt.
Je mehr man sich dem Bild nähert, desto unerkennbarer werden die klaren Formen und die Punkte und längeren Furchen, die Franz Gertsch vor dem Druckprozess in die Holzplatte geschnitten hat, treten stattdessen in den Vordergrund. Ein gestochen scharfes Bild ist auf einmal nur noch als abstrakte Struktur zu erkennen.
«Es ist zum Teil fast unmöglich sich vorzustellen, dass man solche Bilder mit Holzschnitt hinbekommt», sagte Kuratorin Anne Wesle am Freitag beim Presserundgang durch die Ausstellung. Und dennoch gehe es bei «Farbproben» nicht primär darum, die Faszination dieser Technik, die Franz Gertschs Schaffen seit den 1980er Jahren so stark geprägt hat, zu zeigen. Im Zentrum stehen, der Ausstellungstitel deutet darauf hin, die Farben.
Leuchtkraft nur im Original
Die Farben widerspiegelten sehr oft die Stimmung, in der der am 21. Dezember 2022 im Alter von 92 Jahren verstorbene Künstler am Tag des Mischens war, erklärte Anne Wesle. In den sogenannten «Drucktagebüchern», in denen Gertschs Ehefrau Maria Details zu den Farbproben festhielt, seien eigens kreierte Farbbezeichnungen wie etwa «Eibengrün» zu finden. Und dazu Informationen zum Wetter an diesem Tag oder kleine Anekdoten, wie der Künstler auf diese Namen gekommen ist. Diese Dokumentationen sind allerdings nicht Teil der Ausstellung.
Wie eindrücklich es ist, die Originale der chronologisch nach Jahren geordneten Farbproben zu betrachten, zeigt auch ein Vergleich zwischen einem orangen Farbholzschnitt auf Kumohadamashi-Japanpapier, der gleich eingangs des Ausstellungsraumes hängt, mit der vom Museum verteilten Einladung zur Ausstellungseröffnung. Zu sehen ist dasselbe Bild in zwei total unterschiedlichen Farbnuancen. «Franz Gertsch hat seinen Farben gerne Neonpigmente beigemischt», so die Kuratorin. Diese seien allerdings oft schwer abzubilden, wie man an diesem Flyer eindrücklich erkennen könne.
Probedrucke sind eigene Kunstwerke
Rund 700 Farbproben hat Franz Gertsch insgesamt drucken lassen und aufbewahrt. Schon in der Vergangenheit hat er immer wieder Teile davon ausgestellt. Dabei handelt es sich nie um Probedrucke, betonte Anne Wesle bei der Führung, sondern um fertige Holzschnitte, die der Künstler in seinem Berner Druckatelier verwendete, um die Nuancen und die Qualität der Farbe zu prüfen. Erst dann entschied er jeweils, in welchem Ton auf das grossen Blatt gedruckt werden sollte.
Die Ausstellung «Farbproben» ermöglicht den Besucherinnen und Besuchern einen Einblick ins Atelier, den Umgang mit Farbe und die Feinheiten des Druckprozesses. Die Farbproben haben «jedoch nicht nur eine technische Funktion, sondern laden auch zu ästhetisch-philosophischen Betrachtungen ein», ist in der Ausstellungsbeschreibung zu lesen.
Zu empfehlen ist ausserdem ein anschliessender Rundgang durch die Ausstellung «Kaleidoskop», die das Museum Franz Gertsch im vergangenen September anlässlich des 20-jährigen Jubiläums eröffnet hatte. Dort sind die Endprodukte einiger Farbproben, die grossformatigen Meisterwerke Gertschs zu sehen, «Das grosse Gras» zum Beispiel. Diese Ausstellung läuft noch bis am 5. März.
Am 13. Februar findet die Gedenkfeier zum Tod von Franz Gertsch statt. Der Anlass, der um 14 Uhr im Berner Münster beginnt, ist öffentlich. Im Anschluss gibt es ein Apéro im Rathaus Bern, zu dem der Zutritt ebenfalls für alle Interessierten ohne Anmeldung möglich ist.