«Freut euch von ganzem Herzen und schenkt euch einander»
Der folgende Text wurde von Joseph Maria Bonnemain verfasst. Er ist seit 19.â¯März 2021 Bischof des römisch-katholischen Bistums Chur, dem unter anderen auch der Kanton Schwyz angehört. Der Heilige Paulus forderte die ...
Der folgende Text wurde von Joseph Maria Bonnemain verfasst. Er ist seit 19.â¯März 2021 Bischof des römisch-katholischen Bistums Chur, dem unter anderen auch der Kanton Schwyz angehört. Der Heilige Paulus forderte die ...
Der folgende Text wurde von Joseph Maria Bonnemain verfasst. Er ist seit 19. März 2021 Bischof des römisch-katholischen Bistums Chur, dem unter anderen auch der Kanton Schwyz angehört.
Der Heilige Paulus forderte die Christgläubigen in Philippi auf, sich jederzeit zu freuen: «Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!» (Philipper 4,4). Das schreibt er am Schluss seines Briefes an die erste christliche Gemeinde, die er auf europäischem Boden gründete – im heutigen Griechenland. Der Brief thematisiert nicht direkt die Geburt unseres Herrn, Jesus Christus, dennoch könnte man dieses Schreiben als «Weihnachtsbrief» bezeichnen.
Die Begründung sehe ich darin: Wir können davon ausgehen, dass die Lage in der paulinischen Gemeinde damals nicht besser war als die gegenwärtige Lage bei uns. Paulus selber befand sich in Gefangenschaft. Die Gläubigen fühlten sich bedroht und es gab grosse Spannungen. Diese Situation hinderte den Heidenapostel nicht daran, zur wahren Freude aufzurufen. Die wahre, christliche Freude – über das Kommen des Herrn – entspringt im Herzen und hängt nicht von äusseren Umständen ab.
An Weihnachten fällt es Menschen offenbar leichter, Freude zu verspüren und sich gegenseitig Frieden, Glück und Wohlbefinden zu wünschen. Mir scheint aber, wir schreiten oft wie in einem Rausch aus erzwungener Glückseligkeit, künstlicher Frömmigkeit und viel Kitsch durch die Weihnachtstage, um danach ernüchtert und mit einem Gefühl innerer Leere aufzuwachen. Das Weihnachtsfest wird hingegen erst dann wahrhaftig, wenn Weihnachten das ganze Jahr über andauert – Tag für Tag. Gott ist nicht nur einmal Mensch geworden, sondern wird es an jedem Tag bis zum Ende aller Zeiten. Deswegen dürfen wir uns immerwährend freuen, weil wir durch das Kind in der Krippe wahrhaftige, geliebte Kinder Gottes geworden sind.
Der Heilige Paulus schreibt weiter: «Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe. Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott! Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren.» (Philipper 4,5-7). Wenn wir von der Nähe Gottes überzeugt und dazu bereit sind, diese göttliche Nähe zu verkörpern, erfahren wir wahren Frieden. Wir werden zu seiner Quelle für die Welt und können glaubwürdig verkünden, dass tagtäglich Weihnachten geschieht.
Vorschlag: Vor einer Woche hat Papst Franziskus in einem langen TV-Interview dem Journalisten erzählt, wie seine Familie früher Weihnachten gefeiert hat – und erneut dazu eingeladen, an Weihnachten das Herz zu öffnen und an diejenigen zu denken, die nichts haben. Die Familie Bergoglio war nicht reich, Weihnachten wurde einfach gefeiert: «Wir hatten nicht einmal einen Weihnachtsbaum.» Aber eine Krippe, über der ein Stern leuchtete. Nach der mitternächtlichen Christmette sei das Jesuskind in die Krippe mit Stroh gelegt worden. Papst Franziskus bittet uns, den Stern und das Kind nicht aus den Augen zu verlieren. Sie sind die Weihnachtsbotschaft: «Ein Kind ohne den Stern geht nicht, ein Stern ohne Kind auch nicht.» Ein Kind sei Hoffnung und Liebe, die ER uns in die Welt brachte – arm, verfolgt und verletzlich. Mitten in diesen Widrigkeiten zeigt uns der leuchtende Stern zum Heil, wie uns die Geschichte der drei Heiligen Könige erzählt.
So bitte ich für Sie alle – gemeinsam mit Papst Franziskus: Möge Ihnen der Herr die Zärtlichkeit eines Kindes geben, damit wir das menschliche Feingefühl nicht verlieren und die Liebe in die Welt tragen. Möge Gott uns das Licht des Glaubens auf dem Lebensweg immer schenken.
Gesegnete Weihnachten!
Vollständiger Artikel in der Ausgabe vom Freitag, 23. Dezember, zu lesen
Der Beitrag «Freut euch von ganzem Herzen und schenkt euch einander» erschien zuerst auf Hoefner Volksblatt und Marchanzeiger.