Zwiespältige Schweizer Gefühle nach dem 1:2 in England
Die Niederlage im Test in London ist unnötig. Der Penalty zum 2:1-Sieg der Engländer ist für die Schweizer umstritten. Ihr Auftritt davor bestätigt aber positive Erkenntnisse aus dem letzten Herbst. Es war bloss eine Niederlage ...
Die Niederlage im Test in London ist unnötig. Der Penalty zum 2:1-Sieg der Engländer ist für die Schweizer umstritten. Ihr Auftritt davor bestätigt aber positive Erkenntnisse aus dem letzten Herbst. Es war bloss eine Niederlage ...
Die Niederlage im Test in London ist unnötig. Der Penalty zum 2:1-Sieg der Engländer ist für die Schweizer umstritten. Ihr Auftritt davor bestätigt aber positive Erkenntnisse aus dem letzten Herbst.
Es war bloss eine Niederlage in einem Testspiel. Und doch war Granit Xhaka nach diesem 1:2 in London gegen England so richtig wütend. «Es kotzt mich an», sagte der Captain nach dem Spiel gegenüber dem Schweizer Fernsehen. Xhaka meinte die Szene mit dem Handspiel von Steven Zuber, welche in der 78. Minute zum Penalty und zum Siegestor der Engländer durch Harry Kane geführt hatte.
Für die Schweizer war der Entscheid umstritten, weil in einer solchen Szene «niemand weiss, wann es Penalty gibt und wann nicht», motzte Xhaka. Der späte Penalty sorgte im achten Spiel für die erste Niederlage unter Nationaltrainer Murat Yakin.
Es ist eine Niederlage, die nicht in den Jahresplan von Xhaka passt. Man wolle dahin kommen, dass man gegen Grosse regelmässig gewinne, hatte der Captain vor dem Spiel im Trainingscamp in Marbella gesagt. Um dann noch die Konsequenz aus diesen angestrebten Fortschritten zu benennen: «Mein Ziel ist der WM-Titel.» Es kann nicht schaden, wenn der Leithammel so denkt, auch wenn das erste Experiment des Jahres zumindest vom Resultat her gleich schief gegangen ist.
Xhaka stand erstmals unter Yakin auf dem Platz, nachdem er im Herbst wegen Corona und einer Knieverletzung gefehlt hatte. Er war der Captain und der Boss im Schweizer Team, wie er das schon seit Jahren und auch unter Yakins Vorgänger Vladimir Petkovic gewesen ist. Dass die Schweiz gerade vor der Pause das bessere Team war, ist Dokument einer zumindest soliden Leistung Xhakas.
«Granit hat mit Risiko gespielt, wie ich das von ihm erwarte», sagte später Yakin. Diese Worte sind aber auch eine Andeutung, dass Xhaka nicht sein bestes Länderspiel gezeigt hat. Mit «Risiko gespielt» heisst in diesem Fall auch: Xhaka sind mehr Fehler unterlaufen als sonst.
Yakin-Fussball vor der Pause
Trotzdem: Es war Xhaka, der in der 22. Minute den ersten Schweizer Abschluss hatte und mit seinem Flachschuss aus über 20 Metern eine dominante Phase der Gäste einleitete. Kurz darauf erzielte Breel Embolo mit dem Kopf nach einer wunderbaren Flanke von Xherdan Shaqiri und nach einem Stellungsfehler von Englands Verteidiger Ben White das 1:0.
In der Folge hatten die Schweizer bei einem Lattenschuss von Fabian Frei, einem Weitschuss von Ricardo Rodriguez und einem Nachschuss von Embolo aus spitzem Winkel Chancen für den zweiten Treffer. Es waren die Minuten, in denen die Schweizer das spielten, was man als Yakin-Fussball verstehen kann. Sie schalteten schnell um und kamen mit Tempo rasch in den Abschluss, auch wenn sie den Ball weiter hinten abfingen als noch zu Zeiten von Petkovic.
Die Schweizer haben nicht mehr die gleiche, hohe Ballbesitzquote wie früher. Sie spielen pro Partie auch nicht mehr 800 Pässe oder mehr. Aber sie kommen gerade auch gegen Grosse zu mehr Torszenen. Das war im November in der WM-Qualifikation gegen Italien so, und das war es auch am Samstag im Wembley vor der Pause gegen den EM-Zweiten.
Embolo trifft, Okafor fehlt
Yakin nimmt aus dem Test in England die Erkenntnis mit, dass Xherdan Shaqiri der Wechsel nach Nordamerika offenbar guttut; der Freigeist in der Offensive spielte kreativ (mit Ball) und diszipliniert (im Pressing). Oder dass Embolo unter Yakin geworden ist, was man von ihm schon lange erwartet hatte: ein regelmässiger Torschütze. Der Mittelstürmer erzielte im 51. Länderspiel sein zwar erst neuntes Tor, aber das dritte im dritten Spiel unter Yakin.
Oder dass Ruben Vargas mit seinem Tempo das Flügelspiel der Schweiz prägen kann, auch wenn er gegen England bei keiner Torszene direkt beteiligt war. Und dass deshalb der angeschlagene Noah Okafor mit seiner Dynamik auf dem anderen Flügel wohl die bessere Besetzung ist als Renato Steffen oder Steven Zuber.
Dass am Ende die fehlende Effizienz sowie ein Fehler von Innenverteidiger Fabian Frei vor dem englischen 1:1 die Schweizer noch vor der Pause vom Erfolgsweg abgebracht haben, ändert nichts daran, dass Yakins Handschrift klar ersichtlich war. «Das war in den ersten 60 Minuten ein dominanter Auftritt. Darauf können wir aufbauen», so Yakin. Und deshalb sagte er, als der Abend im Wembley schon fast vorbei war, auch noch: «Es war ein Freundschaftsspiel, da muss man eine Niederlage auch mal weglächeln.»
Der Beitrag Zwiespältige Schweizer Gefühle nach dem 1:2 in England erschien zuerst auf Hoefner Volksblatt und Marchanzeiger.