Diaz: «Meine Eltern wollten nicht, dass ich Hockey spiele»
Im Interview mit Keystone-SDA sagt der Fribourg-Verteidiger Raphael Diaz, warum er nicht an einen Nati-Rücktritt denkt und warum seine Eltern nicht wollten, dass er Hockey spielt. Vor einem Jahr war der Nati-Captain Raphael Diaz einer der ...
Im Interview mit Keystone-SDA sagt der Fribourg-Verteidiger Raphael Diaz, warum er nicht an einen Nati-Rücktritt denkt und warum seine Eltern nicht wollten, dass er Hockey spielt. Vor einem Jahr war der Nati-Captain Raphael Diaz einer der ...
Im Interview mit Keystone-SDA sagt der Fribourg-Verteidiger Raphael Diaz, warum er nicht an einen Nati-Rücktritt denkt und warum seine Eltern nicht wollten, dass er Hockey spielt.
Vor einem Jahr war der Nati-Captain Raphael Diaz einer der entscheidenden Faktoren beim ersten Meistertitel des EV Zug nach 23 Jahren. Nun will er den ersten Pokal überhaupt nach Freiburg bringen. Die letzten Spiele verpasste der 36-jährige Zuger wegen einer Magen-Darm-Grippe, nun ist er aber bereit für die Playoff-Viertelfinals, in denen Fribourg-Gottéron ab Freitag auf Lausanne trifft.
Raphael Diaz, Sie haben auf diese Saison hin von Zug zu Fribourg gewechselt. Haben sich Ihre Erwartungen erfüllt?
«Ich musste mich etwas an die neue Umgebung und ein neues System gewöhnen. Ich habe mich sehr gefreut, dass mich die neuen Teamkollegen extrem gut aufgenommen haben. Wenn alles neu ist, brauchst du ab und zu etwas Hilfe. Ich bin eher der Typ, der gerne genau weiss, wo dies oder das ist, damit ich mich wohl fühle. Dann sind wir gut in die Saison gestartet, waren im Grossen und Ganzen recht konstant. Es ist immer schön, in einem Team zu sein, das um die ersten Plätze kämpft.»
So sicher war das ja nicht. Böse gesagt kamen Sie ja vom Schweizer Meister zu dem Verein, der nie Meister wird. Spürten Sie eine unterschiedliche Mentalität zwischen den beiden Klubs?
«Nein, ich glaube nicht. Man spürt einfach richtig, dass viele hier extrem ‚giggerig‘ auf einen Titel sind, ob in der Garderobe, bei den Zuschauern oder im Umfeld. Alle wollen unbedingt einen Titel holen.»
Es war bis zum Schluss ein Kopf-an-Kopf-Duell mit Zug um den Qualifikationstitel. Ist das für Sie besonders speziell?
«Speziell ist sicher, dass ich Zug extrem gut kenne. Ich kenne viele Spieler, das Umfeld, meine Familie und Freunde sind da. Vor allem die ersten paar Spiele gegen Zug waren schon speziell.»
Wie gross ist Ihr Anteil an der erfolgreichen Qualifikation von Fribourg?
«Nein, es ist immer das ganze Team im Vordergrund. Julien Sprunger macht zum Beispiel einen unglaublich guten Job als Captain. Er bringt die Jungs zusammen, sorgt für eine gute Stimmung in der Mannschaft. Das ist schon länger so, das habe ich sogleich gespürt, als ich kam. Ich versuche einfach meinen Beitrag zu leisten, das Team besser zu machen und zu unterstützen.»
Sie wurden sogleich Vize-Captain. Ist das einfach so, wenn man Raphael Diaz ist?
«Das hat nichts mit Raphael Diaz zu tun, es ist allgemein eine Frage der Erfahrung. Ich glaube, das war auch bei Philippe Furrer so, als er hierher kam. Ich versuche natürlich, mich zum Beispiel mit Sprunger oder David (Desharnais) auszutauschen. Es ist spannend, wenn man so das Team weiterbringen kann.»
Anscheinend gibt es in Freiburg mehr Medienanfragen als noch in Zug. Ist das Interesse am Hockey in Freiburg grösser als in Zug?
(lacht) «Vielleicht war ich in Zug schon ein wenig einer von vielen, vielleicht fanden sie es langsam langweilig, was ich zu sagen hatte. Es ist sicher so, dass ich hier sehr viel Auskunft geben durfte und darf.»
Sie haben in Nordamerika eigentlich immer in hockey-affinen Städten wie Montreal, Calgary, Vancouver oder New York gespielt. Kann man die dortige Hockey-Kultur mit der hiesigen vergleichen?
«Ich muss ehrlich sein, hier in Freiburg ist es unglaublich, welche Stimmung die Fans ins Stadion bringen. Das ist in Nordamerika ganz anders. Die Leute gehen ins Stadion, schauen das Spiel und gehen wieder nach Hause. Vor allem hier in Freiburg spürt man, wie die Leute emotional dabei sind, unbedingt gewinnen wollen und mitleiden.»
Wie haben Sie das früher als Gegner von Fribourg erlebt?
«Mühsam! (lacht) Total mühsam. In der alten Halle waren die Sitzplätze ja nahe am Eisfeld. Es war laut, und du hattest wirklich das Gefühl, als ob die Zuschauer selber auch auf dem Eis und direkt hinter dir seien. Jetzt ist es dafür umso schöner. Wenn wir gewonnen haben, warten alle, bis zum hinterletzten Platz, bis wir uns verabschiedet haben.»
Nach einem überzeugenden Heimsieg gegen Zug verlor Fribourg die letzten sechs Spiele der Qualifikation. Haben Sie dafür eine Erklärung?
«Es sind für mich die Details, die wichtig sind. Es gibt Spiele, da kannst du verlieren. Wenn du alles gegeben, bis zum Schluss alles versucht und Schüsse geblockt hast. Manchmal reicht es eben nicht. Aber einfach rausgehen und nicht unser Spiel spielen, das geht natürlich nicht. So ist nicht jede Niederlage gleich. Ich glaube, in den letzten drei Spielen haben wir auf jeden Fall wieder alles versucht.»
Zug verlor auch seine letzten fünf Spiele. Ändert das nochmals etwas an der Favoritenrolle?
«Nein, ich denke, es fängt sowieso wieder alles bei null an. Es interessiert niemanden mehr, ob du alles gewonnen oder ein paar Mal verloren hast. Es spielt total keine Rolle mehr, ob du Erster, Zweiter oder Dritter warst. Das müssen wir uns bewusst sein und uns auf das konzentrieren, was wir richtig gemacht haben. Defensiv gut spielen, Reto (Berra, der Goalie) helfen und alles zu hundert Prozent machen.»
Eine Enttäuschung mussten Sie als Captain der Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen verkraften. Konnten Sie das schon analysieren?
«Nach dem Sieg gegen Tschechien im Achtelfinal hatten wir als Team und individuell ein gutes Gefühl. Es war dann sicher schade, wie wir gegen Finnland schnell die Tore zum 0:2 erhalten haben. Es war extrem bitter, wie wir gegen den späteren Olympiasieger ausgeschieden sind. Gleich nach den Spielen hat das extrem weh getan, wir hatten wirklich die Hoffnung, etwas zu reissen. Vor allem in der neutralen Zone und in der Defensive haben die Finnen sehr clever agiert.»
Sie sind 36 Jahre alt. Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, da auch mal kürzer zu treten?
«Nein, das habe ich mir noch nie überlegt. Solange ich das nötige Niveau habe und meinem Land und meinem Team helfen kann, werde ich das tun.»
In der Fussballnati sind die Secondos immer mal wieder ein Thema. Sie sind ja auch einer, aber das nimmt man nicht so wahr. Liegt das an der Nationalität oder an der Sportart?
(lacht) «Ich kann das auch nicht sagen. Mein Vater stammt aus Spanien, meine Mutter aus der Schweiz. Beide hatten keinerlei Beziehung zum Hockey, ich bin da einfach reingerutscht. Mir hat das Schlittschuhlaufen einfach extrem Spass gemacht, ich wollte schon mit vier, fünf Jahren immer aufs Eis. Ich habe das so geliebt, aber meine Eltern wollten nicht, dass ich mit Hockey anfange, sondern haben mich zum Fussball geschickt. Aber ich habe meinen Kopf durchgesetzt.»
Der Beitrag Diaz: «Meine Eltern wollten nicht, dass ich Hockey spiele» erschien zuerst auf Hoefner Volksblatt und Marchanzeiger.