Ashleigh Barty beendet die australische Durststrecke in Melbourne
Ashleigh Barty beendet mit dem Sieg am Australian Open in Melbourne die 44-jährige Durststrecke des Gastgebers. Die 25-Jährige bleibt auch im Erfolg unaufgeregt und mit beiden Füssen am Boden. «Ein Traum ist wahr geworden, ich ...
Ashleigh Barty beendet mit dem Sieg am Australian Open in Melbourne die 44-jährige Durststrecke des Gastgebers. Die 25-Jährige bleibt auch im Erfolg unaufgeregt und mit beiden Füssen am Boden. «Ein Traum ist wahr geworden, ich ...
Ashleigh Barty beendet mit dem Sieg am Australian Open in Melbourne die 44-jährige Durststrecke des Gastgebers. Die 25-Jährige bleibt auch im Erfolg unaufgeregt und mit beiden Füssen am Boden.
«Ein Traum ist wahr geworden, ich bin stolz, eine Aussie zu sein.» Als Ashleigh Barty mit der Ackhurst Memorial Trophy in den Händen ihre Siegesrede beendet hatte, brandete am Samstagabend in der Rod Laver Arena ein letztes Mal grosser Jubel auf. Als erste Australierin seit Christine O’Neil 1978 hatte sie den Titel gewonnen, ihren dritten auf Grand-Slam-Stufe nach dem French Open 2019 und Wimbledon 2021.
Mit ihrem letzten Satz versprühte auch die Hauptdarstellerin an diesem sportlichen «Australia Day» doch noch einen Hauch von Pathos, der während des ganzen Abends in der Luft über Melbourne gelegen hatte. In den VIP-Logen hatte sich viel australische Prominenz versammelt, darunter auch der Schwimmer Ian Thorpe und die 400-m-Läuferin Cathy Freeman, die mit ihren Olympiasiegen 2000 in Sydney ihrerseits australische Sportgeschichte geschrieben hatten.
Um dem Ganzen eine besondere Note zu verleihen, kam Evonne Goolagong Cawley die Ehre zu, die Pokale den Protagonisten des Abends zu überreichen. Die 71-Jährige gewann in den Siebzigerjahren das Turnier viermal und hatte als einzige Australierin vor Barty, die wie Goolagong indigene Wurzeln hat, die Spitze der 1975 eingeführten Weltrangliste erklommen.
Zumindest äusserlich schien Barty das ganze Brimborium relativ unberührt zu lassen, auch wenn sie es später als «surreal» bezeichnete. Mit einem Lächeln liess sie die Lobeshymnen ihrer Vorredner über sich ergehen, ihre Emotionen hatte sie im Gegensatz zu ihrer Widersacherin Collins aber stets unter Kontrolle – so, als wäre das soeben Geschehene das Normalste der Welt.
Dem Druck standgehalten
So cool und unaufgeregt wie während der Siegerehrung war Barty zuvor auch während des Finals aufgetreten. Ein früher erster Breakball wehrte sie ab, und als ihr zu Beginn des zweiten Durchgangs die Partie zwischenzeitlich entglitt und eine Wende drohte, zeigte die 25-Jährige aus Queensland, warum sie seit 2019 die beste Tennisspielerin der Welt ist.
Sie liess sich von der druckvoll spielenden Collins, die praktisch jeden Punktgewinn mit einem lauten Schrei und einer Jubelgeste zelebrierte, nicht aus dem Konzept bringen. Und auch mit dem Rücken zur Wand appellierte Barty an die Fairness der Fans. Mit einem kleinen Handzeichen wies sie einen Zuschauer zurecht, der nach einem verschlagenen ersten Service der Amerikanerin jubelte.
«Ich bewundere die Variation in deinem Spiel», lobte Collins nach der Partie ihre Bezwingerin. «Ich hoffe, ich kann diese dereinst auch in mein Spiel einbauen.» Trotz ihrer Grösse von nur 1,66 m servierte Barty während des ganzen Turniers stark, der Rückhand-Slice ist ihre grösste Waffe, im Final zog sie sich aber vor allem mit ihrer Vorhand aus der Bredouille.
Mental hielt sie dem Druck stand. Die Erwartungshaltung der Veranstalter, der Fans und der ganzen Tennis-Nation schien ihr nichts auszumachen. Diese war mit jedem ihrer klaren Siege grösser geworden. Dazu hätten in erster Linie die Medien beigetragen, kritisierte Barty. «Meine Erwartung an mich ist rauszugehen und mein Bestes zu geben, egal wo auf der Welt ich spiele. Das ist alles, was ich von mir verlangen kann.»
Mental gesund
Kaum eine andere Sportlerin hat einen solch klaren Mindset wie Barty. Schon früh in ihrer Karriere spürte sie, dass das mentale Wohlbefinden entscheidend ist. Noch als Teenager nahm sich die Junioren-Siegerin von Wimbledon 2011 eine mehr als einjährige Auszeit und widmete sich ihrer zweiten Passion, dem Cricket.
Und auch später legte Barty, die auch ausgezeichnet Golf spielt, immer wieder mal eine Pause ein. Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 kehrte sie erst im letzten Jahr wieder auf die Tour zurück. Im Herbst verzichtete sie auf die Teilnahme am WTA-Masters in Guadalajara und bereitete sich in ihrer Heimat in Ruhe auf die neue Saison vor.
Sie sei fähig, eine gute Balance zu finden, sagte Barty. Und sie sei sich bewusst, dass sie sehr viel Glück habe, mit dem was sie tue. «Ich kann einen Sport ausüben, den ich liebe, und ich kann mich messen, hart arbeiten.» Sie sehe das Ganze als Chance, denn es gebe als Tennisspielerin so viele Dinge, die sie erleben könne. Auf die Frage, was sie einem jungen Mädchen raten würde, antwortete sie: «Sei geduldig, habe Spass und vertraue deinem Bauchgefühl – jeden Tag.»
Der Beitrag Ashleigh Barty beendet die australische Durststrecke in Melbourne erschien zuerst auf Hoefner Volksblatt und Marchanzeiger.