Nach verkorkstem Saisonstart: «Ein grosser Brocken ist nun weg»
Das Schweizer Slalom-Team wartet auch nach dem dritten Rennen auf den ersten Podestplatz. Doch Ramon Zenhäusern (4.) und Luca Aerni (5.) verraten in Adelboden deutliche Aufwärtstendenz. Anders als 2020, als Daniel Yule beim Heimrennen die ...
Das Schweizer Slalom-Team wartet auch nach dem dritten Rennen auf den ersten Podestplatz. Doch Ramon Zenhäusern (4.) und Luca Aerni (5.) verraten in Adelboden deutliche Aufwärtstendenz. Anders als 2020, als Daniel Yule beim Heimrennen die ...
Das Schweizer Slalom-Team wartet auch nach dem dritten Rennen auf den ersten Podestplatz. Doch Ramon Zenhäusern (4.) und Luca Aerni (5.) verraten in Adelboden deutliche Aufwärtstendenz.
Anders als 2020, als Daniel Yule beim Heimrennen die Fans mit seinem Sieg verzückte, blieb den Schweizer Slalom-Assen bereits zum zweiten Mal hintereinander ein Podestplatz knapp verwehrt. Doch wie im Vorjahr, als mit Meillard, Tanguy Nef und Yule ein Trio in die Top 7 fuhr, überzeugten die Einheimischen als Team.
Dass ihm knapp eine halbe Sekunde zum Sieg und weniger als zwei Zehntel zum drittklassierten Deutschen Linus Strasser fehlten, liess Ramon Zenhäusern nicht ganz kalt. «Es ‚fuchst‘ mich schon. Ich wäre nur allzu gerne in Adelboden mal auf dem Podest», so der Doppelmeter aus dem Wallis, der in Adelboden schon je einmal Vierter (2020) und Fünfter (2019) war. Er wisse durchaus, sagt Zenhäusern, wo er sich den Rückstand auf Strasser eingehandelt habe. «Bei der ‚Banane‘ geht mir der Aussenski weg, und danach nehme ich zu wenig Tempo in die Fläche mit.»
Zenhäusern füllt Formulare für Peking aus
Doch wenn er es sich genau überlege, «dann bin ich vor allem sehr erleichtert über diesen vierten Platz, denn mein Saisonstart war verkorkst». Sowohl in Val d’Isère wie auch in Madonna di Campiglio war Zenhäusern ausserhalb der Top 15 geblieben, was aber klare Gründe hatte. Einerseits war da sein Trainingssturz Anfang November. Auch gut zwei Monate später spürt Zenhäusern die Schulter immer noch («Gut möglich, dass ich die Schulter im Frühling operieren lassen muss.»).
Andrerseits durch kurzfristig aufgetretene Rückenschmerzen vor dem Nachtslalom in Madonna. Diese haben sich verflüchtigt, Zenhäusern darf optimistisch nach vorne blicken. «Ein grosser Brocken ist nun weg, und ich kann gelassener auf Wengen und Kitzbühel blicken.» Auch all die geforderten Formulare für die Winterspiele in Peking werde er nun endlich ausfüllen, so der Olympia-Zweite von Pyeongchang.
Auch Luca Aerni hat sich wohl das Olympia-Ticket gesichert. «Ich denke noch keineswegs an Peking. Für mich viel wichtiger war, dass ich in Adelboden eine solide Leistung und zwei gute Läufe zeigen konnte», sagte der Berner, der nach halbem Pensum als Dritter nur fünf Hundertstel hinter der Spitze gelegen hatte.
Der Sieger, der seine Ski selber präpariert
Wie die Schweizer kamen auch die ÖSV-Stangenkünstler in den ersten zwei Slaloms des Winters nicht wie gewünscht auf Touren. Erst am Chuenisbärgli, das ihnen schon in der Vergangenheit so wohlgesinnt war, fanden die Österreicher zum Erfolg zurück. Im Gegensatz zum langjährigen Dominator Marcel Hirscher, der in Adelboden zuletzt 2018 und 2019 den Slalom gewonnen hatte, und Vorjahressieger Marco Schwarz ist jedoch der Triumph von Johannes Strolz als riesige Sensation zu werten.
Der mit Nummer 38 gestartete Vorarlberger war zuvor im Weltcup noch nie besser als im 10. Rang klassiert. Als Folge der mangelnden Resultate flog er nach der vergangenen Saison aus dem ÖSV-Kader. Doch statt aufzugeben, bereitete sich der 29-Jährige auf eigene Kosten auf den Olympia-Winter vor. Aufgrund von Verletzungen höher eingeschätzter Fahrer und internen Trainingsvergleichen erhielt Strolz, der seine Ski selber präparieren muss, doch wieder die Chance im Weltcup.
Von Position 7 zum Premierensieg
Nach dem Ausscheiden in Val d’Isère und Madonna gelang dem Halbzeit-Siebenten im Schneetreiben von Adelboden der ganz grosse Coup. Mit Tränen in den Augen gab Johannes Strolz danach die Sieger-Interviews. Endlich hätten sich seine Investitionen ausgezahlt. Trotz der vielen Rückschläge «habe ich immer an mich geglaubt», so Strolz im ORF-Interview. «Jetzt konnte ich es endlich auch einmal zeigen.»
Überglücklich zeigte sich auch Manuel Feller. Der Tiroler, zuletzt im Slalom zweimal ausgeschieden und am Chuenisbärgli nach dem ersten Lauf ex-aequo mit seinem Landsmann Fabio Gstrein in Führung, klassierte sich wie tags zuvor im Riesenslalom als Zweiter. Gstrein hingegen schied im Final aus.
Schon am Morgen, als sich nicht weniger als 24 Fahrer innerhalb einer Sekunde eingereiht hatten, waren drei Favoriten gestrauchelt. Weltmeister Sebastian Foss-Solevaag und Kristoffer Jakobsen – beide mit der roten Startnummer des Disziplinen-Führenden unterwegs – schieden kurz vor dem Ziel aus. Der Franzose Clément Noël, siegreich beim Slalom-Auftakt in Val d’Isère, fädelte früh ein.
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