Marco Odermatt über Kugeln, Corona, Adelboden und Wengen
Die Bilanz von Marco Odermatt im Olympia-Winter ist herausragend: vier Siege und drei 2. Ränge. Im Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA spricht er über seinen glänzenden Saisonstart. Marco Odermatt, es läuft Ihnen in ...
Die Bilanz von Marco Odermatt im Olympia-Winter ist herausragend: vier Siege und drei 2. Ränge. Im Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA spricht er über seinen glänzenden Saisonstart. Marco Odermatt, es läuft Ihnen in ...
Die Bilanz von Marco Odermatt im Olympia-Winter ist herausragend: vier Siege und drei 2. Ränge. Im Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA spricht er über seinen glänzenden Saisonstart.
Marco Odermatt, es läuft Ihnen in diesem Winter wie geschmiert. Sie haben 745 Punkte auf dem Konto noch bevor die erste Saisonhälfte durch ist. Sind Sie vielleicht von sich selbst auch ein bisschen überrascht?
«Der Saisonstart ist so gelaufen wie erhofft. Aber natürlich klar besser als erwartet. Ich fahre in drei Disziplinen ganz vorne mit. In sehr vielen Rennen ist es mir wirklich gut aufgegangen. Einzig der Super-G in Gröden (24. Rang – Red.) und die Abfahrt in Beaver Creek (15. ) waren nicht super.»
Wie regelmässig schauen Sie auf den Stand im Weltcup?
«Diesen verfolge ich grundsätzlich immer. Aber natürlich nicht unmittelbar vor dem Start zu einem Rennen. Doch wenn deine Hauptkonkurrenten um die Kugeln ins Ziel kommen, dann schaut man schon, wie viele Punkte die ungefähr holen. Der Weltcupstand ist sicher etwas, das man irgendwo im Hinterkopf hat. Die Gesamtwertung ist schliesslich das Wichtigste in unserem Sport. Aber vor einem Rennen? Nein, da denke ich nie an solche Sachen. Da will ich vielmehr in diesem einzelnen Rennen das Beste herausholen.»
Wissen Sie, wie gross Ihr Vorsprung auf die ersten Verfolger bereits ist?
«Ja. Aber ich habe letzte Saison aus eigener Erfahrung gemerkt, wie schnell mal aufholen oder verlieren kann. 200 oder gar 300 Punkte tönen nach viel. Aber wenn dein Gegner beispielsweise in den vier Abfahrten, die in den kommenden Tagen im Januar folgen, einen Lauf hat und du nicht, dann sind diese 200 oder 300 Punkte schnell aufgeholt.»
Zum Jahresende wurden Sie nach dem 2. Platz in der Abfahrt in Bormio im Super-G Achter. Wie lange haben Sie zu beissen, wenn es Ihnen nicht aufs Podest reicht?
«Also ein achter Platz ist immerhin noch in den Top 10 und nicht etwa ein 25. Rang. Ich weiss, dass ich ohne die zwei, drei kleinen Fehler in die Nähe des Podests gekommen wäre. Aber es ist auch so: Wenn du in einer Saison 25 Rennen fährst, kannst du nicht 25-mal mit 100 Prozent und voll auf Risiko fahren.»
In diesem Winter haben schon zahlreiche Fahrerinnen und Fahrer aufgrund eines positiven Corona-Tests Rennen verpasst. Wie gehen Sie mit der Situation um?
«Mit diesem Virus ist es riesiger Mist. Wenn das Rennen um die Kristallkugeln aufgrund von Corona-Absenzen entschieden werden sollte, dann wäre das für jeden betroffenen Athleten der Worst Case. Man muss hoffen, dass man das Glück auf seiner Seite hat. Aber es wäre schön, wenn man die Kugeln fair ausfahren könnte.»
Sich komplett von allen und allem abschotten, das wäre aber auch nicht der ideale Weg für Sie, nicht wahr?
«Nein, keineswegs, das wäre nicht ich. Man muss versuchen, mehr oder weniger normal zu leben. So erhält man sich auch die Lockerheit auf den Ski, die es dann bei den Rennen braucht. Aber natürlich geht man nicht gerade in den Ausgang oder in eine Bar, auch wenn das möglich wäre. Doch ich gehe nicht davon aus, dass Mikaela Shiffrin oder Lara Gut-Behrami in den Ausgang gingen. Trotzdem hat es sie erwischt. Man hat es also nicht komplett in den eigenen Händen.»
Welche Erinnerungen haben Sie an Adelboden?
«Als ich jung war, habe ich das Rennen meist im TV verfolgt, ein paar Mal aber auch vor Ort. Der Riesenslalom in Adelboden schwirrte damals schon als Höhepunkt und Traum im Kopf herum. Schliesslich ein erstes Mal hier zu fahren, war speziell.»
Das war im Januar 2017. Was wissen Sie von Ihrem Debüt am Chuenisbärgli noch?
«Dass ich hier nervöser war als an anderen Orten. Das hat sich mittlerweile aber gelegt. Natürlich auch dank meinem dritten Platz von letztem Jahr. Dass nach über zehn Jahren wieder mal ein Schweizer auf dem Podest stand, war schon auch eine gewisse Erleichterung. Und im zweiten Riesenslalom wurde dann auch Loïc (Meillard) Dritter. Das wird uns in diesem Jahr helfen.»
Welches sind die Schlüsselstellen am Chuenisbärgli?
«Diese gibt es in Adelboden fast permanent. Schwierig finde ich, dass man vom Start bis Einfahrt Zielhang die ganze Zeit voll attackieren muss. Man muss alles voll auf Druck fahren, es hat so viele kleine Wellen und abfallende Tore, das sind alles Schlüsselstellen. Und dann wartet zum Schluss natürlich noch der Zielhang.»
Ist Alexis Pinturault, der seit 2017 am Chuenisbärgli dreimal gewann und je einmal Dritter und Vierter wurde, der Fahrer, den es zu schlagen gilt?
«Pinturault war letztes Jahr in Adelboden unschlagbar. Aber er hatte in den vergangenen Wochen so seine Problemchen. Er ist nicht mehr ganz auf dem gleichen Level wie im letzten Winter um diese Zeit. Das gibt nicht nur mir, sondern auch meinen Teamkollegen die Chance, ganz vorne mitzufahren.»
Nach Adelboden folgt in Wengen Neuland für Sie. Wissen Sie denn überhaupt, wo das liegt?
«Das natürlich schon. Aber ich war tatsächlich noch gar nie in Wengen, auch nicht für Europacup- oder FIS-Rennen. Einmal war ein Migros-Grand-Prix-Final in diesem Skigebiet, allerdings auf der anderen Bergseite.»
Natürlich kennen Sie die Strecke am Lauberhorn vom Fernsehen. Wissen Sie also schon genau, was nächste Woche auf Sie zukommt?
«Jein. Eine Strecke sieht am Fernsehen immer ganz anders aus als live vor Ort. Aber so ungefähr was oben und unten liegt, das weiss ich. Ich werde sicher etwas auf die Tipps der Trainer oder auch von Beat (Feuz) angewiesen sein.»
Dass sie beide die Abfahrtsstrecken gemeinsam besichtigen, ist bekannt. Gibt eigentlich nur Feuz Ihnen Tipps – oder auch Sie ihm?
«Beat und ich ergänzen uns gut. Ich habe mittlerweile gemerkt, dass auch er ganz gerne mit mir besichtigt und nicht nur ich von ihm profitieren kann. Das ist für mich schön zu wissen, dass ich auch etwas beitragen kann. Es ist ein Diskutieren, wir schauen die Stellen zusammen an.»
In Wengen wird das Programm kurzfristig für Sie sogar noch interessanter.
«Genau. Ich finde das natürlich toll, dass hier auch noch der zuletzt in Bormio abgesagte Super-G nachgeholt wird.»
Der Beitrag Marco Odermatt über Kugeln, Corona, Adelboden und Wengen erschien zuerst auf Hoefner Volksblatt und Marchanzeiger.