«Dass meine Jungs zu Olympia reisen, macht mir keine Freude»
Christian Dubé, Trainer und Sportchef in Personalunion beim Leader Fribourg-Gottéron, hat kein gutes Gefühl, wenn er an die Olympischen Spiele in China denkt. Erst ein Spiel konnte seit dem Jahreswechsel in der Schweizer ...
Christian Dubé, Trainer und Sportchef in Personalunion beim Leader Fribourg-Gottéron, hat kein gutes Gefühl, wenn er an die Olympischen Spiele in China denkt. Erst ein Spiel konnte seit dem Jahreswechsel in der Schweizer ...
Christian Dubé, Trainer und Sportchef in Personalunion beim Leader Fribourg-Gottéron, hat kein gutes Gefühl, wenn er an die Olympischen Spiele in China denkt.
Erst ein Spiel konnte seit dem Jahreswechsel in der Schweizer Eishockey-Meisterschaft gespielt werden. Wegen der Omikron-Variante steht der Betrieb praktisch still – und schon in einem Monat sollen die Olympischen Spiele in Peking beginnen.
Das ist trotz Fribourg-Gottérons komfortabler Tabellensituation mit den meisten Punkten und auch dem besten Punkteschnitt keine einfache Situation für Christian Dubé. Mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sprach der 44-jährige Franko-Kanadier, der als Spieler mit dem SC Bern zweimal Meister war, über mentale Müdigkeit und über seine Sorgen für den Rest der Saison.
Christian Dubé, Fribourg ist eine der wenigen Mannschaften, die über die Feiertage nicht in Quarantäne mussten. Sind Ihre Spieler einfach disziplinierter?
(lacht) «Nein, das kann man so nicht sagen. Wir testen nur die Spieler mit Symptomen, und mit der neuen Variante weisen viele keine Symptome auf. Ich finde es schon ein Problem, dass es nicht überall gleich gemacht wird, aber wir folgen den Empfehlungen unserer Ärzte.»
Sie würden es begrüssen, wenn überall gleich getestet würde?
«Natürlich. Idealerweise würde es ein gleiches System für alle geben. Es gibt halt grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Kantons- und Teamärzten. Schauen Sie sich doch die Schulen an. Ein paar Kilometer weiter, und alles ist ganz anders. Das ist eben die Schweiz. In manchen Situationen ist das gut, aber für uns ist es im Moment sehr kompliziert. Aber das ist ja seit Beginn der Pandemie so.»
Zumindest auf dem Eis beweist Ihr Team bisher viel Disziplin. Was machen Sie in dieser Saison besser als in den letzten?
«Wir haben ein paar kleine Sachen im System geändert, aber ich denke, eine unserer grössten Stärken ist, dass wir praktisch die gleiche Equipe behalten haben. Neben Diaz, Haussener und Dufner sind kaum neue Spieler dazu gekommen, auch im Trainerstab hat es keine Änderungen gegeben. So fühlen sich die Spieler in diesem System wohl.»
Bald stehen die Olympischen Spiele an. Macht Ihnen das Sorgen?
«Es ist klar, dass die Situation nicht ideal ist. Man fragt sich schon, was passiert, wenn ein Spieler in Quarantäne muss. Wir wollen anschliessend ja die Saison zu Ende spielen. Dass meine Jungs in diesen unsicheren Zeiten abreisen werden, macht mir keine Freude. Wir können es uns nicht leisten, dass unsere besten Spieler in der Schlussphase der Meisterschaft oder in den Playoffs fehlen. Aber es ist, wie es ist, wir müssen bestmöglich damit umgehen.»
Falls ein Spieler Sie fragt, ob er ein Olympia-Aufgebot annehmen oder allenfalls ablehnen soll, was antworten Sie ihm?
«Wir können schon darüber diskutieren, aber am Ende ist es der Entscheid des Spielers. Es gilt verschiedene Faktoren zu berücksichtigen, zum Beispiel, ob er eine Familie und Kinder hat, wo er in seiner Karriere steht, ob er schon mal bei Olympia gespielt hat.»
Wenn Sie 10 oder 15 Jahre jünger wären und ein Aufgebot von Hockey Canada erhalten würden, um in China zu spielen, wie würden Sie entscheiden?
«Wenn ich keine Kinder hätte, würde ich gehen.»
Ändert der Fakt, dass die Spiele in China stattfinden, etwas?
«Es gibt natürlich viele Kontroversen um China. Man fühlt sich sicher etwas unsicherer, als wenn es in Deutschland oder England wäre. Es bestehen schon deutlich mehr Fragezeichen.»
Haben Sie Angst, dass die Saison vielleicht nicht zu Ende gespielt werden kann?
«Natürlich gibt es diese Angst. Die aktuelle Situation ist alles andere als einfach. Alles ändert sich immer wieder. Spielt man, spielt man nicht? Man bereitet sich im Training auf Zug vor, dann ist es ein paar Tage vor dem Spiel plötzlich der ZSC. Das ist einfach mental wahnsinnig anstrengend. Es zehrt an den Kräften.»
Es braucht viel Flexibilität. Braucht es auch einen bestimmten Typ Spieler oder Trainer, um damit gut umzugehen?
«Man muss einen offenen Esprit, eine offene Einstellung haben. Jemand, der sehr strikt ist und stur an etwas festhält, wird grosse Mühe haben. Man muss immer bereit sein, was auch immer kommt. Aber es gibt keine Wahl. So ist die Welt im Moment, nicht nur im Sport. Das muss man akzeptieren.»
Macht es Ihre Doppelrolle als Trainer und Sportchef in dieser Situation eher einfacher oder schwieriger?
«Ein bisschen beides. Es ist klar, dass ich alles sehr genau sehe, auch Dinge, die ein Coach sonst nicht unbedingt mitbekommt. das ist das gute. Andererseits ist es auch komplizierter. (lacht) Der Kopf ist sehr voll.»
In der Regel sagt man, dass diese Doppelrolle nicht ideal ist. Warum funktioniert es bei Ihnen in Freiburg?
«Chris McSorley hat das in Genf auch lange und erfolgreich gemacht. Entscheidend ist, dass man gut unterstützt wird. Gerd (Zenhäusern, war vor Dubé selber Coach von Fribourg) hilft mir sehr viel in seiner Rolle als stellvertretender Sportchef. Das erlaubt es mir, mich mehr auf die Mannschaft zu konzentrieren. Er nimmt auch an den meisten Sitzungen teil. Wir haben den Entschluss zur Doppelfunktion mit dem Management so getroffen, und es funktioniert bis jetzt tatsächlich recht gut.»
Bei wem kann sich ein Spieler beklagen, wenn er mit dem Trainer nicht einverstanden ist?
(lacht) «Sicher nicht beim Sportchef. Er muss zum stellvertretenden Sportchef oder zum CEO gehen.»
Umgekehrt haben Sie auch keinen Sportchef, um sich auszutauschen. Bei wem holen Sie sich Ratschläge?
«Ich spreche viel mit Gerd Zenhäusern und jetzt auch mit John Gobbi (der neue CEO).»
Zum Schluss ein Blick in die Kristallkugel: Was glauben Sie, kann die Saison zu Ende gespielt werden?
«Das ist natürlich das Ziel. Aber schauen Sie, was vor zwei Jahren passiert ist. Wir qualifizierten uns für die Playoffs, dann wurden diese nicht gespielt. Ich glaube, im Moment kann keiner sagen, was in ein oder zwei Wochen oder in einem Monat sein wird.»
Der Beitrag «Dass meine Jungs zu Olympia reisen, macht mir keine Freude» erschien zuerst auf Hoefner Volksblatt und Marchanzeiger.