Dominik Paris im Element
Dominik Paris mag das Risiko. Der Südtiroler ist auch deshalb bei den Weltcup-Rennen auf der berüchtigten, gefürchteten «Stelvio»-Piste in Bormio in seinem Element. Es ist die Begegnung der besonderen Art. Die ...
Dominik Paris mag das Risiko. Der Südtiroler ist auch deshalb bei den Weltcup-Rennen auf der berüchtigten, gefürchteten «Stelvio»-Piste in Bormio in seinem Element. Es ist die Begegnung der besonderen Art. Die ...
Dominik Paris mag das Risiko. Der Südtiroler ist auch deshalb bei den Weltcup-Rennen auf der berüchtigten, gefürchteten «Stelvio»-Piste in Bormio in seinem Element.
Es ist die Begegnung der besonderen Art. Die «Stelvio» wird in einem Atemzug mit der «Streif» in Kitzbühel genannt, wenn es um Höchstmass an Herausforderungen und Anforderungen geht. Hier wie dort sind die Abfahrten von Attributen wie Mut und Risiko begleitet und steht das Thema Sicherheit so oft im Zentrum wie nirgendwo.
Es wäre übertrieben zu behaupten, Paris hätte für die Diskussionen ein müdes Lächeln übrig. Es steht aber ausser Frage, dass dem Südtiroler in den Tagen zwischen Weihnachten und Jahreswechsel das Herz aufgeht, wenn es nach Bormio geht. Er fühlt sich in seinem Element, wenn es schlägt und rattert unter den Ski, wenn die Piste eisig und unruhig ist – und in ihr das Unberechenbare, das Gefährliche ruht. Der Ultner erklärt seine Vorliebe mit der spannenden Aufgabe, sich bei Bedingungen an der Grenze des Zumutbaren mehr als üblich Gedanken darüber machen zu müssen, um besser und schneller als die Konkurrenten zu sein.
Besser und schneller als seine Gegner war Paris in Bormio schon oft, so oft wie kein anderer Fahrer, sechsmal bereits, fünfmal in der Abfahrt, einmal im Super-G. Dass er auch in Kitzbühel schon viermal Sieger war, dreimal in der Abfahrt, einmal im Super-G, überrascht nicht gross. Das Rezept für den Erfolg im Veltlin und am Hahnenkamm auf den Mut zu reduzieren, wird der Leistung allerdings nicht gerecht. Ohne technisches Rüstzeug und taktisches Gespür ist auch in Bormio und Kitzbühel nichts zu gewinnen.
Die besondere Premiere
So sehr sich Paris vom Gleiterspezialisten zum kompletten Speed-Fahrer gewandelt hat, so sehr hat sich seine Liaison zur «Stelvio» entwickelt. Es war nämlich nicht so, dass die für die WM 1985 errichtete Piste von Anfang an zu seinem bevorzugten Terrain gehört hatte. «Es war vor dreizehn Jahren», erzählte Paris kürzlich. «Ich war als Vorfahrer am Start. Es war ein erstes Training. Die Piste war eisig. Es war unglaublich schwierig. Ich versuchte einfach, irgendwie heil ins Ziel zu kommen.»
Die inoffizielle Zeitmessung wies für Nachwuchsfahrer Paris einen Rückstand von 14 Sekunden auf den Trainingsbesten, Landsmann Christof Innerhofer, aus. Wenige Tage vor jenem prägenden Erlebnis hatte Paris in Gröden sein erstes Weltcup-Rennen bestritten – mit Rang 54 im Super-G.
Es war damals der neuerliche Anlauf zu einer Alpin-Karriere, die er im Jahr zuvor als Hirte auf einer Alp am Splügenpass ein zweites Mal angestossen hatte. Im Bündnerland hatte er in die Spur zurückgefunden, von der er als Jugendlicher abgekommen war. Er hatte die Zeit hinter sich gelassen, in der ihm Freunde und Feiern wichtiger waren als ein von Trainingsplänen bestimmter Alltag. Vier Jahre nach seiner ersten Fahrt hatte er den Weg zum Erfolg auf der «Stelvio» entschlüsselt. In der Abfahrt feierte er seinen ersten Weltcup-Sieg.
In die Erfolgsspur fand Paris in Bormio auch im vergangenen Jahr wieder zurück. Es reichte in der Abfahrt zwar nur zu Rang 4, die Klassierung war aber gut genug für die Bestätigung, elf Monate nach dem während der Vorbereitung auf die Rennen in Kitzbühel erlittenen Kreuzbandriss den Anschluss an die Spitze wieder geschafft zu haben. 13 Hundertstel fehlten ihm nur zu einem weiteren Sieg. Einer wie er, der bei knappen Zeitdifferenzen schon oft der Glückliche war, konnte das Verdikt verkraften.
Das Hundertstel-Glück
Allein auf der «Stelvio» schlug das Pendel bei engen Entscheidungen viermal zugunsten von Paris aus. Vor zwei Jahren in der zweiten Abfahrt siegte er acht Hundertstel vor Urs Kryenbühl, weitere zwölf Monate zuvor gewann er den Super-G mit einem Hundertstel Vorsprung vor Matthias Mayer, vor vier Jahren hatte er in der Abfahrt im Duell mit Aksel Svindal die Nase um vier Hundertstel vorne. Vor neun Jahren schliesslich, beim knappsten Ausgang eines Weltcup-Rennens überhaupt, gewann Paris zeitgleich mit Hannes Reichelt, einen Hundertstel vor Svindal und zwei Hundertstel vor Klaus Kröll.
Paris darf es als Glück des Tüchtigen betrachten, als Bonus für einen Fahrer mit der Bereitschaft, das für den Erfolg auf der «Stelvio» nötige Risiko einzugehen. Er wird es auch dieser Tage wieder tun, bei der neuerlichen Begegnung der besonderen Art.
Der Beitrag Dominik Paris im Element erschien zuerst auf Hoefner Volksblatt und Marchanzeiger.