Leben wie im Paradies: Australische Inseln zum Schnäppchenpreis
Wildes Buschland, in dem Kängurus und Ameisenigel hausen, umgeben von strahlend blauem Wasser – und einzig und allein ein fünf mal neun Meter grosses Häuschen, das auf Zivilisation hinweist. Craig Beckey hat das gemacht, wovon ...
Wildes Buschland, in dem Kängurus und Ameisenigel hausen, umgeben von strahlend blauem Wasser – und einzig und allein ein fünf mal neun Meter grosses Häuschen, das auf Zivilisation hinweist. Craig Beckey hat das gemacht, wovon ...
Wildes Buschland, in dem Kängurus und Ameisenigel hausen, umgeben von strahlend blauem Wasser – und einzig und allein ein fünf mal neun Meter grosses Häuschen, das auf Zivilisation hinweist. Craig Beckey hat das gemacht, wovon die meisten Menschen nur träumen: Er hat sich eine Insel gekauft. Sein kleines Paradies heisst Worthington Island. Die etwa 280 000 Quadratmeter grosse Insel liegt in einem Kanal an der Küste Queenslands, dem bei Touristen aus aller Welt beliebten «Sunshine State» im tropischen Nordosten.
«Ich habe nie den Plan gehabt, auf einer Insel zu leben», sagt Beckey im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. «Aber als ich eine Fernsehwerbung für die Insel gesehen habe, bin ich neugierig geworden.» Vor knapp eineinhalb Jahren kaufte er Worthington Island für etwas unter 385 000 Australischen Dollar (rund 244 000 Euro).
Im Vergleich zu den gängigen australischen Immobilienpreisen – besonders in den Grossstädten – ist das ein Schnäppchen. Die Durchschnittskosten für ein Haus in Sydney belaufen sich momentan auf knapp 1,4 Millionen Australische Dollar (rund 887 000 Euro). Landesweit sind die Häuserpreise im vergangenen Jahr um etwa 20 Prozent gestiegen – das haben Auswertungen von CoreLogic ergeben, einem Unternehmen, das Statistiken zum Immobilienmarkt herausgibt.
Wer sich also die millionenteure Villa mit Meerblick nicht leisten kann, könnte mit einer ganzen Insel sogar günstiger dran sein – Privatstrand inklusive. Aber nicht nur die explodierten Immobilienpreise machen Inseln jetzt attraktiver, auch die Corona-Krise hat für ein Umdenken gesorgt. «Wir haben sehr viele Anfragen seit der Pandemie», sagt Richard Vanhoff, ein auf Inseln spezialisierter Immobilienmakler. «Menschen, die sonst nie daran gedacht hätten, ihre Stadt zu verlassen, können sich jetzt einen anderen Lebensstil vorstellen.»
Wer seit der Pandemie von Zuhause aus arbeitet, ist ausserdem nicht mehr daran gebunden, in der Nähe seines Arbeitsplatzes zu wohnen. Viele australische Arbeitgeber haben angekündigt, auch nach der Pandemie flexibles Arbeiten vom Homeoffice aus zu ermöglichen.
Gerade hat Vanhoff eine Insel an einen Schriftsteller aus dem südlichen Bundesstaat Victoria verkauft. «Der Käufer hat vorher in einem kleinen Häuschen in den Bergen geschrieben, Isolation war für ihn also nichts Neues», sagt Vanhoff. «Die Lockdowns haben aber seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt – auf seiner Insel kann er nun machen, was er will.»
Die völlige Abgeschiedenheit, Freiheit und Ruhe machen für viele den Reiz einer eigenen Insel aus. Aber der Lifestyle ist auch mit viel Arbeit und Hindernissen verbunden. «Nicht jede Insel hat weisse Traumstrände und Palmen», sagt Craig Beckey. «Worthington Island ist eher wie ein grosses, wildes Buschgrundstück.»
Der 55-Jährige pendelt zwischen seiner Insel und dem Küstenort Noosa. Hier lebt nicht nur seine Lebensgefährtin, auch seine Arbeit als Produkt- und Immobilienfotograf führt ihn immer wieder aufs Festland. Mit dem Auto sind es fünf Stunden bis Gladstone, von dort mietet Beckey ein Boot, das ihn in etwa 45 Minuten zu seiner Insel bringt. «Alles, was auf die Insel soll, muss ins Boot passen, zum Beispiel auch Baumaterialien. Ich will ständig alles verbessern, aber es geht nur langsam voran», sagt Beckey. Er ist auf die Hilfe von Freunden und Familie angewiesen, die im Gegenzug die Stille von Worthington Island geniessen dürfen.
Beckeys kleine Hütte ist mit Solarplatten ausgestattet, bei schlechtem Wetter muss der Notfallgenerator ran. Einen Wassertank und einen Gasgrill gibt es auch, eine richtige Toilette soll bald folgen. «Fischen, Krabben fangen und einfach Abhängen – darum geht es», erzählt er. Ein Leben im Luxus ist das nicht – in vieler Hinsicht ist das Gegenteil der Fall. «Alles kostet etwas mehr Mühe, Zeit und Geld. Hier gibt es keine Müllabfuhr, man muss sich um alles selbst kümmern.»
Australien hat insgesamt 8222 Inseln. Die meisten davon befinden sich in dem dünn besiedelten Staat Western Australia, knapp 2000 im sonnigen Queensland. Hier liegen auch die weltbekannten Whitsunday Islands, eine Gruppe von 74 Inseln direkt vor dem grössten Korallenriff der Welt, dem Great Barrier Reef. Nur wenige Inseln dürfen allerdings an Privatpersonen verkauft werden. «Über das letzte Jahr verteilt haben wir 16 Inseln gelistet, neun davon sind verkauft», sagt Makler Vanhoff. «Leider ist das Angebot sehr knapp und die Nachfrage hoch.»
Während Craig Beckey mit Worthington Island ein echtes Schnäppchen gemacht hat, sind viele Inseln teurer. «Wir haben einige im Bereich zwischen einer und drei Millionen Dollar, aber es gibt auch Inseln für bis zu 40 Millionen Dollar mit Luxusresort», so Vanhoff.
Das Leben auf einer eigenen Insel ist in Australien nicht mehr nur ein Traum, den sich lediglich Superreiche erfüllen können. «Man fühlt sich so weit weg von allen und allem. Das ist ein sehr schönes Gefühl», sagt Beckey. Für Worthington Island hat er grosse Pläne: Ein schönes, komfortables Haus mit Meerblick will er bauen, in dem er seinen Lebensabend verbringen kann.
Der Beitrag Leben wie im Paradies: Australische Inseln zum Schnäppchenpreis erschien zuerst auf Hoefner Volksblatt und Marchanzeiger.